Mit Emotionen erfolgreich sein

Marcel Schlosser ist keiner, der seine Emotion leicht verstecken kann. Der VfB-Kapitän ist nicht nur der Antreiber des Spiels, er ist auch derjenige im Regionalliga-Team, der seine Mitspieler emotional mitreißt. Das ist oft – vor allem für Schiedsrichter – hart an der Grenze des Erlaubten. Neben dem Platz ist Schlosser vergleichsweise leise.

Insofern muss man seinen Worten viel Aufmerksamkeit schenken, wenn er sie emotional vorträgt. Wie nun vor dem Spiel des VfB am Sonntag bei Germania Halberstadt. Die Heimserie von fünf Siegen in Serie („Ich ziehe den Hut vor der Mannschaft“), der neue VfB-Song („Das ist eine geile Sache“), aber auch die Leinwand, der voraussichtlich zum letzten Heimspiel des Jahres gegen die VSG Altglienicke stehen soll („Das ist wie Champions League in Auerbach“) lassen spüren: Schlosser ist stolz. Er ist aber vor allem stolz auf die sportliche Lage des VfB am Ende der Hinrunde. „Jeder sieht immer nur das Wochenende, aber was die Jungs unter der Woche leisten, ist fantastisch.“
Zur Erinnerung: Auerbach stolperte in die Saison, verlor die vier ersten Spiele. „Viele haben uns damals schon in der Oberliga gesehen“, blickt Schlosser zurück. „Aber da lache ich mich doch tot!“ Die Mannschaft kehrte zurück und hat mittlerweile 20 Punkte auf dem Konto. „20 Punkte“, platzt es aus Schlosser heraus. „Das hätte damals doch keiner geglaubt.“ Dabei war sogar noch Spiele darunter, die mit unnötigen Punktverlusten endeten – wie daheim gegen Lichtenberg oder in Bischofswerda. Andererseits steht auch der Sieg gegen Fürstenwalde in letzter Sekunde vom vergangenen Freitag. „Natürlich hatten wir Glück“, sagt der emotionale Boss im vogtländischen Kader. „Gegen elf Fürstenwalder hätten wir es natürlich extrem schwer gehabt.“ Doch das Team hängte sich rein – und siegte zum fünften Mal zuhause in Serie. Ein Symbol für den Einsatz war Albert Löser. Er spielte mit einer Muskelverletzung einfach weiter. So schlimm sei es nicht gewesen. Das Adrenalin überspielte die Schmerzen. Doch es war schlimmer. Der befürchtete Muskelfaserriss stellte sich nun als Muskelbündelriss heraus. Dieses Jahr wird Löser nicht mehr spielen. Glücklicherweise hat VfB-Coach Sven Köhler in der Defensive ein Überangebot.

Und im Zweifelsfall hat er seinen verlängerten Arm auf dem Platz. Marcel Schlosser hat auch schon einen Plan: „In dieser Liga ist alles möglich“, sagt er. Auch in Sieg in Halberstadt und damit das Ende der schwarzen Auswärtsserie? „Ein Punkt“, sagt er. Oder vielleicht doch drei. Denn seine Rechnung ist einfach: „Wenn wir aus den drei verbleibenden Spielen vier bis sechs Punkte holen, dann können wir ganz gemütlich Weihnachten feiern.“ Es wäre der Höhepunkt einer erfolgreichen Hinserie. Und wenn es nicht klappt? Dann bewahren die Auerbacher wohl auch die Ruhe – bis Schlosser wieder seine Emotionen auf dem Fußballplatz rauslassen kann.