1. Mannschaft
0:0 in Wernigerode – Ein Punktgewinn für die Moral
Der VfB Auerbach war am Sonntag mit gemischten Gefühlen in den Harz gereist: Würde sich das umkämpfte und hochemotionale Hinspiel auch in Wernigerode wiederholen? Oder ist das Auerbacher Team ein halbes Jahr später schon gereift? Und wie geht das Team mit den erneuten Personalsorgen um? Am Ende stand eine starke Reaktion auf die große Ungewissheit. Die Vogtländer erkämpften sich mit einer hochkonzentrierten und disziplinierten Leistung beim 0:0 einen verdienten Punkt. „Das Ergebnis spiegelt auch das Spiel wider“, sagte VfB-Coach Sven Köhler, der mit dem Ergebnis sehr gut leben kann. „Eine Niederlage wäre auch nicht gerecht gewesen.“ Denn Auerbach hatte bei der deutlich erfahreneren Mannschaft seine Entwicklung gezeigt und sich durchgebissen.
Ein Beispiel dafür ist auch Pierre Maurice Scheunert. Der Mittelfeldspieler war im Sommer aus der U19-Bundesliga-Mannschaft des Chemnitzer FC nach Auerbach gewechselt und hatte sich in der Hinrunde noch schwer getan, auf viele Einsatzminuten zu kommen. Im Jahr 2023 läuft es für ihn besser. So gut, dass er an seinem 20. Geburtstag am Sonntag zum zweiten Mal in Folge in der Startformation stand. „Er hat ein ordentliches Spiel gemacht“, attestierte ihm sein Coach. Denn Scheunert hatte keine leichte Aufgabe, musste er sich doch im zentralen Mittelfeld mit Fabien Bochmann (Köhler: „Beide haben zusammen einen guten Auftritt gemacht.“) gegen die zweikampfstarken Gastgeber durchsetzen. „Er ist ein guter Fußballer und man sieht, dass er die Situationen auch gut erkennt. Noch fehlt ihm ab und zu ein wenig die Robustheit in der Zweikampfführung“, weiß zwar auch Köhler, aber immerhin stemmte sich Scheunert – wie alle seine Teamkollegen – gegen die Gastgeber und hielt weitgehend den Laden dicht.
Denn das Spiel war arm an Höhepunkten. Beide Teams kamen in einem umkämpften Spiel, das sich hauptsächlich im Mittelfeld abspielte, zwar zu Halbchancen – mehr aber auch nicht. So hätten sowohl auf Wernigeroder Seite, als auch auf Auerbacher Seite der ein oder andere Abschluss durchrutschen und zu einem Tor führen können, doch klare, 100-prozentige Torchancen hatte beide nicht. „Deshalb geht das Ergebnis auch so in Ordnung“, sagt Köhler, der aber auch anmerkt: „Wir haben einige Aktionen nicht so zu Ende gespielt, wie wir uns das vorstellen.“ Wäre es gelungen, dann wäre womöglich auch noch etwas mehr als ein Punkt im Harz drin gewesen. Allerdings machte sich das Fehlen von Marc-Philipp Zimmermann bemerkbar.
Dennoch fällt Köhlers Fazit wohl auch deshalb so gut aus, weil er erneut zu einigen Umstellungen gezwungen war: Marvin Todt fiel kurzfristig erkrankt aus, Lennart Dietrich war privat verhindert. So reiste Auerbach mit nur 13 Feldspielern an. Doch das Team kämpfte diesmal und ließ sich auch nicht von der Spielweise der Gastgeber aus dem Konzept bringen. Im Hinspiel hatte Wernigerode den VfB noch mit einer kernigen Gangart überrollt. „Sie haben es auch diesmal wieder probiert, aber wir haben es ordentlich angenommen.“ Und auch das übertriebene Reklamieren brachte an diesem Tag den VfB nicht aus dem Konzept. Vielleich hätten die Vogtländer auch ähnlich agieren sollen: In der Nachspielzeit setzte Veit Kramer zu einem Tempodribbling im Strafraum an und ein Verteidiger der Gastgeber räumt ihn mit einer Grätsche ab. „Wenn man schon so ein Angebot bekommt, dann sollte man es annehmen und nicht wie ein Hürdenspringer drüberspringen“, sagte Köhler. Denn ein Elfmeter in der Nachspielzeit wäre wohl ganz nach dem Geschmack der Vogtländer gewesen.