1. Mannschaft
Marcin Sieber: „Wir haben etwas wiedergutzumachen“
Marcin, seit einer Woche steht der Abstieg aus der Regionalliga fest. Wie traurig bist du darüber, dass es nicht nur bis zum Ende der Saison möglich ist, doch noch den Klassenverbleib zu schaffen?
Auf jeden Fall sehr traurig. Mit viel Glück hätten wir es schaffen können – oder es zumindest bis zum Ende offen halten können. Doch der Weg war in der gesamten Saison vorgezeichnet. Deshalb würde ich es auch nicht an den letzten vier Spiele festmachen. Es gab Spiele, die zuvor hätten gewinnen müssen. Aber wenn du diese Spiele nicht gewinnst, ist es immer schwierig, sich auf die letzten Spiele zu verlassen. Wir hätten es vorher klären können. Aber wie gesagt: Die Situation war seit Sommer schwierig.
Also ist die Enttäuschung entsprechend groß?
Die Enttäuschung ist da. Aber vom Gefühl her ist es doch so, dass die Erkenntnis real schon länger über uns geschwebt war, auch wenn wir bis zum Ende gekämpft haben. Aber der Abstieg kommt nicht wie aus den Wolken gefallen. Wir müssen dies nun akzeptieren. Vielleicht wäre es sogar alles noch schlimmer gewesen, wenn wir erst am letzten Spieltag mit bis dahin guten Leistung unglücklich abgestiegen wären. Es war aber keine Entscheidung von Glück und Pech, sondern auch eine Frage der Qualität.
Was meinst du damit?
Dieses Jahr war geprägt von individuellen Fehlern – da nehme ich mich gar nicht raus. Ich bin selbst über mich enttäuscht. Grundsätzlich gilt aber, dass die Verteidigung vorn im Sturm beginnt und hinten beim Torhüter endet. Bei uns hat diese Gesamtkonstellation nie so richtig gestimmt. Nicht jeder hat immer für den anderen gekämpft. Und es war auch so, dass tragende Säulen – zu denen ich mich auch zähle – Fehler unterlaufen sind. Uns ist es nicht gelungen, die Mannschaft rauszuziehen, wenn es nicht so lief. Insgesamt verlief unsere Leistungskurve sinusförmig – die Ursachen dafür sind vielfältig.
Und was nun?
Auf- und Absteigen gehört zum Sport dazu. Es öffnet die Augen, ein paar Stellschrauben nachzuziehen und in der nächsten Saison am Hauptziel Aufstieg zu arbeiten. Es wäre schade für die Region, wenn es dauerhaft keinen Regionalliga-Fußball hier geben würde. Allerdings sind wir auch von einer Gesamtentwicklung im Fußball betroffen: Wenn schon 14- oder 15-Jährige beginnen, mit dem Fußballspielen Geld zu verdienen, wird es dementsprechend schwieriger für kleinere Vereine, Qualität für schmalen Taler zu holen. In der Regionalliga gibt es auf dem Papier eine Gleichberechtigung, die Realität sind aber anders aus. Wir müssen doch nur darauf schauen, wie wenig ernsthaft auf die Erfüllung der Lizenzauflagen geschaut wurde.
Jetzt geht es am Sonntag, 13 Uhr, in der Arena zur Vogtlandweide gegen den Chemnitzer FC. Was nehmt ihr euch vor?
Wir stehen vor gefühlt zwei Auswärtsspiele – wenn man sieht, wie viele Fans aus Chemnitz mitkommen wollen. Aber das sollte jeden anspornen, die bestmögliche Leistung zu zeigen. Es gibt ja auch noch Spieler, die den Verein verlassen wollen und weiter in der Regionalliga spielen möchten. Die sollen sich zeigen. Insgesamt würde es mich aber ärgern, wenn wir keine Mentalität zeigen würden, selbst wenn wir bereits abgestiegen sind. So einen Start ins Spiel wie in Rathenow und gegen Jena darf uns nicht wieder unterlaufen.
Noch zu dir: Du bleibst beim VfB?
Ja, ich bleibe. Das haben wir diese Woche festgemacht. Ich bin zufrieden in Auerbach, zudem habe ich etwas gutzumachen. Ich will mich in der nächsten Saison einbringen und das Team nach vorn treiben.
In der Oberliga ändert sich allerdings viel – also rein sportlich, sollte der VfB als einer der Favoriten in der Saison gehen. Was bedeutet das?
Es war schon diese Saison kurios, dass – wenn wir das Spiel machen mussten – schlechter aussahen als gegen gute Gegner. Allerdings haben wir diese Saison die Spiele mit kämpferischem Einsatz nicht für uns entscheiden können. Das darf nicht mehr passieren. Wir müssen auch mal dreckige Siege einfahren – lieber neun Mal 1:0 als einmal 9:1. Dafür muss die Kommunikation untereinander besser werden. Sicherlich hat die schwierige Situation auch dazu geführt, dass in dieser Saison die Spannungen untereinander größer waren.
Das heißt: Erfolge helfen, die Stimmung zu heben – und in der Oberliga gibt es bestimmt ein paar mehr Siege als in dieser Saison…
Ja. Ich habe schon ein paar Spiele in Plauen gesehen und auch das Testspiel in Zorbau war kein einfaches Spiel für uns – eben aufgrund individueller Fehler. In der Oberliga kann jeder kicken. Es ist für uns eine Herausforderung, gut in die Liga zu kommen. Wir müssen uns auf die Liga einstellen – gegen Gegner, die bereits die Oberliga viel besser kennen als wir. Aber sicherlich ist es so, dass wir gegen jeden Gegner in der Oberliga die Chance auf einen Sieg haben.