1. Mannschaft
VfB in Neugersdorf – zwei junge Teams treffen aufeinander
Vielleicht war die Funkstille der letzten Tagen gar nicht einmal so schlecht: Nach der bitteren 1:3-Heimniederlage gegen Einheit Wernigerode wurde viel gesprochen, viel diskutiert und mit großen Worte auf den sozialen Medien um die Zukunft der Oberliga-Mannschaft debattiert. Keine offiziellen Statements nach außen bedeutet allerdings nicht, dass sich hinter den Kulissen nichts tun würde. Das Gegenteil ist der Fall: Der Verein sucht nach Wegen aus der sportlichen Misere. Gemeinsam – und so soll auch zusammen nach den nächsten beiden Spielen ein Fazit gezogen werden, wo noch Nachholbedarf besteht.
Das erste Spiel, auf das der Fokus liegt, findet am Samstag in der Oberlausitz statt. Das Team von Trainer Sven Köhler tritt um 14 Uhr beim FC Oberlausitz Neugersdorf an, also einem Team, das ebenfalls in der Tabelle weiter hinten steht.
Die Ausgangslage
Auch wenn Neugersdorf gegen Auerbach noch ein wenig nach Regionalliga klingt, ist es aktuell Abstiegskampf in der Oberliga. Da im schlimmsten Fall bis zu sechs Mannschaften aus der Liga absteigen könnten, ist es ein Kellerduell des Drittletzten gegen den Zwölften. Der VfB steht somit auf dem ersten sicheren Platz, der den Klassenerhalt bedeutet, hat allerdings nur zwei Punkte Vorsprung vor dem FCO. Und noch etwas haben beide Teams gemeinsam: einen jungen Kader. Neugersdorf verfügt über den drittjüngsten Kader der Oberliga (Durchschnittsalter: 22,2 Jahre), der VfB hat den jüngsten Kader (21,8 Jahre). Das zeigt, dass sich beide Clubs in ihrer Struktur ähneln. Das spiegelt sich auch in der Tabelle wider – und zwar nicht nur bei der Punktausbeute, sondern auch den Toren: 5:12 Tore gegen 10:11 Tore – das spricht für Minimalismus.
Der Gegner
Der FCO befindet sich seit dem Abstieg aus der Regionalliga in einer Situation, die der VfB nachvollziehen kann. Neue Strukturen wurden geschaffen, der Kader komplett umgebaut. Nach dem 13. Platz folgte der Aufschwung mit Platz 4 und 6. Nun steckt das Team von Trainer Stefan Fröhlich im Abstiegskampf – wohl auch, weil ein Umbruch zu Saisonbeginn angestrebt wurde. Mit elf hauptsächlich jungen Neuen und neun Abgängen ist die Fluktuation ebenfalls hoch. „Ich kann nicht beurteilen, welche Erwartungshaltung Neugersdorf in dieser Saison hatte. Aber sie sind auf jeden Fall nicht so überragend gestartet“, sagt VfB-Coach Sven Köhler. „Aber was ich gesehen habe, war ein diszipliniert auftretendes Team.“ Eins, das wenig Chancen zulässt, andererseits auch keine Vielzahl an Toren schießt. Und so endeten die meisten Neugersdorfer Spiele bislang unentschieden.
Das VfB-Team
Die Debatte um die Zukunft dreht sich vor allem um das Team – und das hinkte in manchen Spielen bislang den Erwartungen hinterher. War es fehlende Erfahrung an der einen Stelle (wie gegen Wernigerode), fehlendes Spielglück in anderen Situationen (in Rudolstadt) oder einfach auch unglückliche Umstände (Verletzungen/Erkrankungen/Trainingsbeteiligung) – so mischte sich etwas zusammen, das in einigen Situationen zum Blackout führte. Die Ergebniskrise ist eine Folge daraus. Trotzdem fordert die sportliche Leitung nun Ergebnisse ein: „Das Spiel in Neugersdorf ist kein Endspiel. Aber wir fahren dorthin, um zu gewinnen“, sagt Uwe Kramer. „Wir wollen schnell genügend Punkte sammeln, um in der Liga zu bleiben – und werden dann zur neuen Saison ein paar Dinge besser machen.“
Denn erneut gestaltete sich das Training schwer, weil etliche Spieler arbeitsbedingt fehlten und andere noch verletzt sind. „Das soll alles keine Entschuldigung sein, aber die Situation ist schon sehr unglücklich“, sagt Kramer, der für die Zusammenstellung des Kaders mitverantwortlich war. „Ich kreide mir dies auch an. Zu Trainingseinheiten sollten schon 15 bis 16 Feldspieler dabei sein. Aber der derzeitige Zustand war in dieser Form vor der Saison nicht abzusehen.“ Jüngstes Beispiel: Beinahe die komplette Defensive fällt aus. Neben Marcin Sieber (langzeitverletzt) haben sich auch Matej Dybala (erkrankt) und Marvin Todt (verletzt) abgemeldet. Pascal Degel konnte nicht trainieren. Damit bleiben nur vier Abwehrspieler übrig – zwei davon klagten am vergangenen Wochenende ebenfalls über eine Erkältung. „In der Defensive darf nichts mehr passieren“, sagt Sven Köhler.
Immerhin entspannt sich auf absehbare Zeit die Lage in der Offensive: Cedric Graf und Lucas Seidel sind zurück im Training, können sich aber noch nicht voll belasten. Nun sind andere gefragt – wie zum Beispiel Besir Baftijar oder Vojtech Cermus, die Köhler aber beide auch in Schutz nimmt: „Auch sie sind noch jung und bei ihnen kommt die sprachliche Barriere noch hinzu.“ So sei Cermus extrem fleißig. „Ihm fehlt aber die Effektivität.“
Aber vielleicht platzt in der Oberlausitz der Knoten?
Die Zielstellung
Wie erwähnt: Der VfB fährt mit dem festen Ziel nach Neugersdorf, die drei Punkte mitzunehmen. Das Mittel dürfte sein, weniger Fehler als zuletzt zu machen und mehr Durchschlagskraft nach vorn zu entwickeln. Deshalb nimmt Sven Köhler auch ein paar positive Aspekte aus dem Wernigerode-Spiel mit: „Im Fußball ist nichts schwarz und weiß: Bei Niederlagen ist nicht immer alles schlecht, genauso wie bei Siegen nicht immer alles gut ist. Die Wahrheit liegt oft dazwischen.“ Und so waren auch gegen Wernigerode gute Phasen im Spiel – erinnert man sich nur an die Schlussviertelstunde, in der das Team die erhoffte Leidenschaft entwickelt hatte.
Uwe Kramer erwartet keinen fußballerischen Leckerbissen: „Es wird ein Kampfspiel“, sagt er und gibt dem Team noch einen Tipp mit auf den Weg: „Eine gewisse Anspannung ist wichtig. Aber man darf sich selbst nicht so unter Druck setzen, dass man wacklige Knie bekommt. Es ist nur ein Fußballspiel.“ Dass die Mannschaft gut abgestimmt aufs Feld geht, daran zweifelt er nicht: „Der Trainer hat mich noch nie enttäuscht in seiner Ansprache. Er hat immer emotional genau den Nagel auf Kopf getroffen. Da gibt es nichts zu nörgeln.“