Selbst Jörg Kachelmann interessiert sich für den VfB

Das Vogtland war schon immer ein Wetterphänomen. Kälter, regnerischer und vor allem schneereicher als viele Regionen im Bereich des Nordostdeutschen Fußball-Verbands ist die Heimat des VfB Auerbach. Wenn in Berlin bereits Frühling ist, liegt im VfB-Stadion meist noch Schnee. Insofern ist das Vogtland auch meteorologisch eine spannende Region. Die Absage des Spiels gegen Rot-Weiß Erfurt, das für den Sonntag geplant war, hat nun auch Star-Meteorologe Jörg Kachelmann aufs Vogtland aufmerksam gemacht. Ein Spiel abgesagt? Jetzt? Das kann nicht sein. „Auerbach befindet sich neuerdings in einem Paralleluniversum“, twitterte er am Freitag als Reaktion auf die Meldung des MDR. Er konnte die Meldung des MDR nicht glauben. Und der VfB die Kachelmanns Reaktion.

Schnell hin und her geschrieben – und schon diskutierten VfB-Manager Volkhardt Kramer hatte den Schweizer am Telefon. Schnell war der Fehler gefunden. „Der MDR hatte Frost und Eis verwechselt“, sagt Kramer. „Ich habe Jörg Kachelmann erläutert, dass wir nicht Eis auf dem Platz haben, sondern Frost im Boden.“ Und der taut bei den aktuellen Wetterbedingungen nicht auf. Und weil sich über nichts besser reden lässt als übers Wetter, diskutierten die beiden weiter. Denn: Die Auerbacher Entscheidung, das Spiel bereits am Freitag abzusagen, stützte sich auf den Wettervorhersagen des MDR am gleichen Tag. 50 Liter Regen pro Quadratmeter waren angekündigt. „Darauf haben wir uns verlassen“, sagt Kramer. Denn mit dieser Regenmenge wäre der Platz komplett unter Wasser gestanden – und das Wasser wäre auf der Schattenseite, also vor dem Hintertor-Tribünengebäude, nicht abgeflossen. Kachelmann klärte aber auf: Höchstens 11 Millimeter Niederschlag auf den Quadratmeter waren zu erwarten. „Wir haben uns bei der Entscheidung nicht nur darauf verlassen, was wir auf dem Platz gesehen haben, sondern auch zu einem Teil auf die Wettervorhersage des MDR.“ Kachelmann und Kramers Kompromiss: „Da wir gern künftig konkretere Aussagen hätten, fragen ich jedes Mal vor solchen Spielen bei Jörg Kachelmann nach“, sagt Kramer scherzhaft. „Jörg Kachelmann hat uns Apps und Seiten genannt, auf denen wir nachschauen können.“

Als Hilfestellung für künftige Entscheidungen. Dass sich der TV-Moderator in der Diskussion um die Absage beteiligte, zeigt: Es war etwas Besonderes. „Normalerweise werden wir mit dem Vorwurf konfrontiert, gerade gegen große Gegner noch Schnee und Wasser auf den Platz zu werfen, nur um es ihnen schwerer zu machen“, sagt Kramer. Doch genauso falsch, wie dieser Vorwurf ist, ist es diesmal. „Es hat keiner etwas leichtfertig abgesagt“, unterstreicht Kramer. Zur Erklärung: Auerbach wollte am Freitag unbedingt eine Entscheidung darüber treffen, ob das Spiel stattfindet oder nicht. „Bei der aktuellen Witterung ist auch am Spieltag eine Absage denkbar. Das wollten wir vermeiden, damit keiner unnötig anreist. Das will auch keiner“, sagt Kramer. Der Verein und die Stadt verließen sich auf die Prognosen und die aktuellen Bedingungen auf dem Platz. Und so entschieden alle: Das Spiel kann nicht stattfinden.

Da half auch diesmal nicht die „Auerbacher Rasenheizung“. Eine Folie über den Platz sorgt bei leichtem Frost dazu, dass der Platz nicht einfriert oder bei Sonnenschein dann wieder auftaut. „Eigentlich hätten wir vom Bund der Steuerzahler dafür einen Preis verdient“, scherzt Kramer. „Unsere Folie hat 85 Euro gekostet, war auch schon im Einsatz – und hat sich bereits spektakulär amortisiert.“

Dabei nahm selbst die Auerbacher Regionalliga-Mannschaft die Absage nicht unbedingt erfreut auf: „Die Mannschaft wollte unbedingt spielen“, sagt Kramer. „Wir wollten den Schwung aus dem BFC-Spiel mitnehmen.“ So muss die VfB-Mannschaft in die Winterpause. Denn mit einer Spielansetzung in diesem Jahr ist nicht mehr zu rechnen. Eher eine Woche vor dem Saisonstart, am ersten Februar-Wochenende also. „Noch steht aber nichts fest“, sagt Kramer.