Vielleicht lohnt sich vor dem Blick in die Regionalliga ein Zitat von Julian Nagelsmann herauszusuchen, das er am Freitagabend nach der Niederlage seines FC Bayern in Augsburg gegeben hatte: Gewinnen lieben sei das eine, sagte der Bayern-Coach. „Verlieren hassen ist das andere.“ Mit diesem zweiten Teil seiner Aussage ist man schnell beim VfB Auerbach – und diesem (erneut) bitteren Samstag in der Regionalliga. Die 1:5-(0:3)-Niederlage beim Chemnitzer FC war schmerzhaft, aber sie ließ viele VfB-Fans und -Offizielle mit dem Gefühl zurück, dass das Team zwar das Verlieren nicht mag, aber eben nicht hasst. Zumindest nicht so stark hasst, dass es Debakel wie das von Chemnitz mit aller Macht abwenden möchte.
Denn die Niederlage war mehr als nur eine Klatsche – davon hat der VfB in dieser Saison schon mehr als genug gefangen. Vor allem auswärts. Man erinnere sich nur an das 1:7 in Halberstadt, das 1:5 beim BFC Dynamo oder 0:5 von Cottbus. Alles Spiele, die das VfB-Team herschenkte. Oft war schon mit einem Gegentor die Gegenwehr gebrochen. Man hatte nicht das Gefühl, dass die VfB-Elf das verlieren so hasst wie es sein müsste. Wie es in früheren Jahren eben der Fall war.
Und so war die Partie in Chemnitz aus verschiedener Hinsicht ein Tiefpunkt: Sportlich ohnehin, weil der CFC letztlich nur dankend annehmen musste, was die verunsicherten Auerbacher ihnen auf dem Präsentierteller servierten. Nach 20 anständigen Minuten, in denen aber auch schon eine gewissen Leidenschaftslosigkeit zu erkennen war, fiel das VfB-Konstrukt mit dem ersten Gegentor wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Einmal mehr in dieser Saison reicht ein Rückschlag – und schon ist die Gegenwehr dahin. Man hätte den Eindruck haben können, dass ein A-Junioren-Team auf dem Platz stand. Wobei dieses womöglich fehlende Erfahrung noch mit Kampfgeist kompensiert hätte. Der war an diesem Samstag nicht zu erkennen.
Dass die Mannschaft in ihren Einzelteilen durchaus über Regionalliga-Format verfügt, ließ sie in ganz wenigen Phasen aufblitzen. Allein das ist der Strohhalm, an den sich zu klammern gilt. So war das Auerbacher Spiel rund um den Anschlusstreffer zum 1:4 ganz ansehnlich – und zeigte, dass mehr drin gewesen wäre, wenn von Beginn an die Einstellung zum Spiel gepasst hätte.
Ein Faktor, der zur fatalen Situation geführt hat, ist sicherlich die Gesamtsituation neben dem Fußballplatz: Die Unklarheit, wie es mit der Pandemie weitergeht und welche Folgen es für den Fußball hat, beschäftigt das Team. Eine Ausrede für das Spiel darf dies allerdings nicht sein – ist es auch nicht, wie Trainer und Manager unterstrichen. Allerdings wirkt sich das Corona-Virus auch auf die Zusammensetzung des VfB-Teams aus: Nicht nur fehlen immer wieder erkrankte Spieler, auch die Genesenen haben mit den Folgen zu kämpfen und sind noch weit von einem Einsatz über wenige Spielminuten hinaus entfernt. „Damit haben alle Vereine zu kämpfen“, sagte VfB-Manager Volkhardt Kramer und plädierte für eine Unterbrechung der Saison. Mit dem Misserfolgserlebnis vom Samstag wäre allerdings das Grübel-Potenzial für das Team sehr groß.
Und wenn es nun doch weitergehen sollte, kann man die mannschaftsinternen Überlegungen am Mittwoch, 19 Uhr, bewundern, wenn das Team beim Liga-Favoriten FC Carl Zeiss Jena gastiert. Vielleicht sollten sie sich alle noch einmal Julian Nagelsmann mit seinem Urteil vergegenwärtigen – und auf Auerbach-Niveau herunterrechnen: Wenn man schon nicht gewinnen kann, dann muss man mindestens erkennen, dass man das Verlieren hasst. Und Gegenwehr zeigen.
Tore: 1:0 Kircicek (24.) 2:0 Kircicek (25.) 3:0 Kircicek (40.) 4:0 Campulka (61.) 4:1 Zimmermann (73.) 5:1 S. Roscher (88.).
Chemnitzer FC: Jakubov – Aigner, Zickert, Campulka, Schimmel – Kurt (86. Keller), Müller – Kircicek (75. M. Roscher), Bickel (79. S. Roscher), Pagliuca/V – Freiberger
VfB Auerbach: Schlosser – Kubitz (46. Almansori), Giaouplari, Sieber, Weiß – Stiller (67. M. Schmidt), Lovric – Bochmann (46. Kepl), Brejcha, Osse – Zimmermann
Zuschauer: 1200.
Schiedsrichter: Wartmann (Großvargula)