Vorn unglücklich, hinten fahrlässig

VfB Auerbach – 1.FC Lokomotive Leipzig 1:4 (0:1)

 

Als sich der Trubel im VfB-Stadion gelegt hatte, die Gäste-Fans fröhlich gestimmt den Weg zurück nach Leipzig angetreten hatten und sich auch die enttäuschten Auerbacher längst das Weite gesucht hatten, war die Zeit für Ehrlichkeit da. Die Spieler des 1.FC Lok Leipzig hatten die Party mit ihren Fans gefeiert. Doch dann hatten sie im Hintergrundgesprächen Zeit zum Trösten. Sie trösteten die Auerbacher. Denn so ein Spiel hinterlässt Spuren. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses, sondern vor allem aufgrund der Art und Weise, wie der 4:1-Sieg für die Lok zustande kam. Denn fraglos: Der Sieg für die Gäste war schmeichelhaft – an sich und erst recht in dieser Höhe.

„Hättet ihr auch nur den Elfmeter verwandelt, wäre das Spiel wohl völlig anders verlaufen“, sagte der eine Leipziger Spieler. Und er gab damit das Gefühl wider, das auf dem Spielfeld geherrscht haben muss. Glücklich-erstaunte Leipziger, verzweifelt-ratlose Auerbacher. Denn Leipzig revanchierte sich mit voller Wucht für all die Jahre ohne einen Erfolg in Auerbach – und zwar mit einem Sieg, der das Prädikat „verdient“ nur insofern verdient, weil die Loksche vor dem Tor eiskalt wie sonst eigentlich nur der vogtländische Winter war. Aus drei Chancen bis zur 90. Minute machten sie vier Tore, eins schöner aufgelegt von der Auerbacher Defensivschwäche wie das andere.

Aber selbst dieser Mangel hätte Auerbach noch im Spiel halten können, wenn vorn irgendetwas so geklappt hätte wie es sich für ein Regionalliga-Team gehört. Chancen hatte Auerbach zur Genüge. Die Spieler machten bei der Entstehung viel richtig, aber eben nicht alles im Abschluss. Manchmal fehlten Millimeter – wie bei Florian Mielkes Kopfball ans Aluminium (28.) oder bei Marcel Schlossers Schuss an den Pfosten (49.) -, in anderen Situationen die Cleverness. Vaclav Heger (23.), Danny Wild (45.) und Thomas Stock (56.) hatten mindestens eine Großchance, doch ihnen versagten die Nerven und die Fähigkeiten. Schon allein diese Aufzählung zeigt: Auerbach hätte innerhalb der ersten Stunde gut und gerne sechs Treffer erzielen können. Ja, das Team von Trainer Sven Köhler hätte mit 6:2 vorn liegen müssen.

Im Rückblick bleibt – und das bestätigt auch die Aussage des Lok-Spielers – eine Situation wie ein Knackpunkt im Gedächtnis hängen: Marcel Schlossers verschossener Elfmeter. Denn nach einem schwungvollen Beginn und dem unnötigen Rückstand, als gleich VfB-Keeper Stefan Schmidt und Sven Köhlers Ersatzmann in der Viererkette, Thomas Stock, patzten und Lok regelrecht zur Führung verhalfen, kam die Situation genau zum richtigen Zeitpunkt. Lok war nicht ein Tor besser, der Ausgleich hätte wieder für die Balance gesorgt, die dem Spiel entsprochen hätte. Doch beim Elfmeter soll dann eben doch nicht der Gefoulte selbst schießen. Schlosser tat es trotzdem und hämmerte den Ball über die Latte.

Von diesem Rückschlag erholte sich Auerbach gefühlt nicht mehr. Zwar sprangen danach die erwähnten fünf dicken Chancen heraus, doch diese hätten die VfB-Spieler wohl mit mehr Leichtigkeit angegangen, wenn zumindest 1:1 auf der Anzeigetafel gestanden hätte. Und so wird sich VfB-Coach Sven Köhler mehr als einmal gefragt haben, was denn in den Köpfen seiner Spieler vorgegangen ist, als sie einerseits die Chancen vergaben, andererseits in der Defensive die Konzentration verloren. „Fehler gehören zum Fußball dazu“, sagte er. „Doch unsere waren letztlich zu einfach.“ Zu einfach für ein Regionalliga-Team. Das betraf nicht nur die mangelhafte Chancenverwertung, sondern auch die billigen Gegentore. Zweimal liefen die Auerbacher nach Ballverlusten in Konter, zweimal schlug Lok eiskalt zu. “Bis auf die Gegentor haben wir es nicht schlecht gemacht, sondern Lok einen großen Fight geliefert“, sagte Köhler.

Dabei hatte er – wie wohl alle Auerbacher – selbst noch nach dem 0:2 Hoffnungen gehegt, dass doch noch etwas drin sei. Denn die Gäste waren alles andere als komplett stabil. Doch selbst das reichte an diesem Samstag, um mit 4:1 in Auerbach zu gewinnen. Sven Köhler wurde dann auch deutlich: „Das Problem war, dass im Minimum drei Spieler keine Normalform erreicht haben.“ Genau das – also elf Spieler in Normalform – hatte er vor dem Spiel als Voraussetzung für ein Weiterkommen zur Bedingung gemacht. Und so durfte es am Ende auch nicht überraschen, dass die Auerbacher Pokalreise an diesem sonnigen, aber sportlich eiskalten Samstagnachmittag zu Ende war. „Wir versuchen das Spiel abzuhaken und uns für die Liga zu sammeln“, sagte Köhler.

Und das ist auch bitter nötig. Denn angesichts des Restprogramms (Babelsberg, BFC Dynamo und Erfurt) muss der VfB schnellstmöglich die Problembereiche beseitigen, um nicht ein sportlich schweres Weihnachtsfest zu erleben. Immerhin bleibt aber ein Hoffnungsschimmer: So schlecht wie das Ergebnis war das Auerbacher Spiel bei weitem nicht. Das bestätigten eben nicht nur die Leipziger, sondern dürften auch die Auerbacher Spieler wissen. Auch wenn es im Fall des Pokal-Ausscheidens ein schwacher Trost ist.

 

Statistik

Tore 0:1 Schulze (11.) 0:2 Steinborn (62.) 0:3 Steinborn (67.) 1:3 Stock (78.) 1:4 Steinborn (90.+4).

VfB Auerbach: St. Schmidt – Stock, Heger, Lietz, Seb. Schmidt/V – P. Müller (81.  Miertschink) – Wild, Schlosser/V, Kadric – Mielke, Zimmermann/V.

1. FC Lok Leipzig: Kirsten – Zickert/V, Urban, Schinke, Pannier – Pfeffer/V, Malone/V – Steinborn, Pommer (86. Salewski), Gottschick (64. Sindik) – Schulze (46. Berger).

Schiedsrichter: Hempel (Großnaundorf).

Zuschauer 1.420