Aufstiegsrelegation: Die Ruhe vor dem Sturm

Fast eine Woche liegt es zurück, doch noch immer sind die Eindrücke frisch: Das Hinspiel der Aufstiegsrelegation zur Regionalliga bei den B-Junioren am Sonntag war ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des VfB Auerbach. Über 400 Zuschauer waren auf den Waldsportplatz Beerheide gekommen. „So viele Zuschauer – das habe ich in 40 Jahren beim VfB Auerbach bei einem Jugendspiel noch nicht erlebt“, sagt VfB-Manager Volkhardt Kramer. Und noch etwas ist historisch: Durch den 3:0-Sieg der U17 ist der Sprung in die Regionalliga zum Greifen nahe. Am Sonntag, 12 Uhr, steigt in Berlin das Rückspiel. Auerbach könnte sich also sogar eine 0:2-Niederlage leisten und wäre trotzdem in der nächsten Saison zweitklassig. Das gab es beim VfB zuvor noch nie – weder im Männer- noch im Nachwuchsbereich.

Vermutlich deshalb ist die Anspannung vor dem Rückspiel bei den Reinickendorfer Füchsen so groß. Die Mannschaft reist bereits am Samstag an, um eine optimale Vorbereitung zu gewährleisten. Eine Übernachtung vor dem Auswärtsspiel in Berlin – das macht selbst das Regionalliga-Team der Männer nicht. „Wir fahren in aller Ruhe nach Berlin und schauen uns einen Tag vorher schon einmal alles an“, sagt VfB-U17-Coach Toni Seidel. Beim Abendessen wartet dann auf seine Jungs die Vorbesprechung auf die Partie. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt er. Zumal sind alle Spieler an Bord. Der Saisonhöhepunkt will keiner verpassen.

Die Ruhe vor dem Sturm ist womöglich auch gar nicht einmal so schlecht. Denn am Sonntag erwartet die Vogtländer sicherlich wieder ein heißer Kampf. Die Emotionen dürfen wieder – wie schon in der Schlussphase des Hinspiels – sieden. „Wir haben diese Woche viel darüber gesprochen“, sagt Seidel. „Es war bei allen Spielern spürbar, dass sie wissen, um was es geht. Es wird ein heißer Tanz.“ Wohl auch sportlich, denn das deutliche 3:0 täuscht etwas über den wahren Spielverlauf hinweg. So klar auseinander waren beide Teams nicht, die Berliner brachen in den Schlussminuten nur auseinander, der VfB nutzte dies eiskalt. Genauso eiskalt muss der VfB auch im Rückspiel bleiben – das ist zumindest die Trainervorgabe. „Dafür gibt uns das Hinspiel viel Kraft. Wir wissen, dass Berlin kommen muss – und wir sind für den einen oder anderen Konter gut“, sagt Seidel. Etwas Steigerungsbedarf gibt es dabei im körperlichen Bereich: Der Berlin-Meister ist den Auerbacher Jungs darin voraus. „Körperlich sind sie uns überlegen“, so Seidel. Seine Jungs müssen wohl über sich hinauswachsen – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber: „Technisch und spielerisch sind wir definitiv nicht schlechter.“ Es scheint also alles vorbereitet.

Auch schon der nächste Schritt? Was passiert, sollte es am Sonntag tatsächlich mit dem Aufstieg klappen? „Eine Feier haben wir noch nicht geplant“, sagt Seidel. „Wir wollen darüber auch gar nicht reden, sondern erst einmal Fußball spielen. Sollten wir es schaffen, finden wir schon eine Idee.“ Rein sportlich wäre der Aufstieg für den VfB Auerbach reizvoll. Und organisatorisch? Ein Kraftakt. Auerbach ist – im Gegensatz zu den meisten möglichen Konkurrenten in der Regionalliga – kein Leistungszentrum. Alles wird ehrenamtlich organisiert. „Toni Seidel als Nachwuchsleiter und Michael Stöhr als Vorstandsmitglied mit dem Aufgabenbereich Nachwuchs leisten schon viel“, sagt Volkhardt Kramer. „Aber auch sie wissen, dass dann noch etwas mehr auf sie zukommt.“ Kramer hofft dann auf noch mehr Unterstützung für den Auerbacher Nachwuchs. Sponsoren sollen dabei helfen, den Mehraufwand abzudecken. Mehr Aufwand gibt es allein schon aufgrund der Lizenzbedingungen – mit Plätzen und Trainerlizenzen. Und der Erfolg der B-Junioren soll schließlich auch keine Eintagsfliege bleiben. „Es macht nur Sinn, wenn wir dies weiterführen – in allen Mannschaften.“ Und dafür bedarf es größerer Unterstützung. Allerdings mit Augenmaß, betont Kramer. „Uns darf nicht dasselbe passieren wie Borea Dresden“, verweist er auf den ehemaligen Konkurrenten aus der Oberliga, der eine hervorragende Nachwuchsarbeit leistete, aber den Erfolg im Männerbereich vernachlässigte. Es folgten Abstieg auf Abstieg – und darunter litt am Ende auch der Nachwuchsfußball. „Sie haben sich am Nachwuchs überhoben“, analysiert Kramer. „Wir müssen weiterhin Rang und Reihenfolge beachten. Das Regionalliga-Team der Männer bleibt das Aushängeschild.“ Auch wenn die B-Junioren dem Köhler-Team an diesem Wochenende womöglich für kurze Zeit den Rang ablaufen. Zumindest für ein paar Tage.