Ausgerechnet Philipp Kötzsch…

Bischofswerdaer FV – VfB Auerbach 1:0 (1:0)

 

Selten hat dieser Satz so gut gepasst wie am Samstagnachmittag in Bischofswerda: „Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.“ Den Satz nahm nach dem Regionalliga-Spiel nicht nur VfB-Coach Sven Köhler in den Mund, sondern auch Philipp Kötzsch. Und das nicht ohne Grund, schließlich bezog sich der Satz auf ihn. Denn so etwas gibt es wohl nur im Sport: Da wechselt ein Kapitän schweren Herzens im Sommer den Verein, steigt beim neuen Klub schnell zum Kapitän auf – und im ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams macht ausgerechnet er den entscheidenden Treffer. Natürlich wäre dem VfB Auerbach es umso lieber gewesen, wenn im Sommer ein Bischofswerdaer ins Vogtland gekommen wäre – und das Spiel zugunsten der Auerbacher entschieden hätte. Doch es war diesmal genau andersherum. Philipp Kötzsch, der BFV-Kapitän, köpfte gegen seinen früheren Verein das 1:0. Ein Treffer, der bis zum Schlusspfiff für den Heimsieg reichen sollte.

Und damit ist auch schon das angerissen, was den VfB an diesem Tag abging: das Toreschießen. Die Vogtländer traten beim Aufsteiger, der in den letzten Wochen nicht mit einer Vielzahl von Erfolgserlebnissen ausgestattet war, kämpferisch an. Doch allein das Engagement reichte nicht zu einem – durchaus verdienten – Punktgewinn. Der VfB kassierte nach drei Siegen in Serie erstmals wieder eine Niederlage. Eine vermeidbare Niederlage.

Denn wenn sich in dieser Saison in der Regionalliga etwas als Konstante erweist, dann ist es – neben den finanziellen Schwierigkeiten, in denen einige Klubs stecken – auch die Ausgeglichenheit des breiten Regionalliga-Mittelfelds. Bis tief in den Tabellenkeller hinein nehmen sich die Teams in ihren Stärken und Schwächen nicht viel. Die Spiele sind meist auf Messers Schneide. Auch das Spiel in Bischofswerda. „Es war wieder ein richtig enges Spiel“, sagte auch Auerbachs Coach Sven Köhler. „Ein Spiel, das derjenige gewonnen hat, der das Quäntchen Glück hatte“, merkte er an. Zurecht, denn Auerbach fehlte diese Woche das Glück vor dem gegnerischen Tor. Im Gegensatz zur Vorwoche, als der VfB gegen Viktoria Berlin die glücklichere Mannschaft war, war er diesmal der unglückliche Verlierer.

Nach einem schweren Start in die Partie (Köhler: „Bischofswerda war griffiger.“) fing sich der VfB nach und nach. Die Kopfballchancen von Vaclav Heger und Felix Lietz hätten schon im ersten Abschnitt zur Führung führen müssen, doch das BFV-Tor schien wie vernagelt. Im Gegensatz dazu war der VfB-Kasten in einer Szene offen. Eckball Bischofswerda, am kurzen Pfosten lauerte Philipp Kötzsch – und er verlängerte den Ball gegen seinen Kumpel Stefan Schmidt im VfB-Tor ins Netz. Die VfB-Defensive sah alles andere als gut aus, war überrumpelt. „So ein Tor kannst du aber immer mal fangen“, sagte Sven Köhler.

Das schon – was aber nicht passieren darf, ist die zweite Halbzeit. Oder genauer gesagt: die Chancenverwertung in der zweiten Halbzeit. Auerbach hatte nach der Pause gefühlte 80 Prozent Ballbesitz, die Hausherren kamen nur sporadisch vor das VfB-Tor. Gefährlich waren sie damit zu keinem Zeitpunkt. „Wir haben das – trotz des Risikos, das wir gegangen sind – gut verteidigt“, sagte Köhler. Und so warteten die Auerbacher Fans, die in erheblicher Anzahl mit nach Ostsachsen gereist waren, förmlich auf den Ausgleich. Er lag 45 Minuten lang in der Luft. Nur er fiel nicht. Auch weil Oliver Birnbaum im Tor der Hausherren einen hervorragenden Tag erwischte. Er kratzte nicht nur einen Kopfball von Marc-Philipp Zimmermann von der Linie, sondern lenkte einen 20-Meter-Schuss von Florian Mielke über die Latte. In der einzigen Szene, als er bereits geschlagen war, verpasste Felix Lietz den Ausgleich (90.+1). Er war wohl zu überrascht, dass eine Kopfballverlängerung nach einem Eckball doch noch vor ihm landete. Lietz köpfte aus drei Metern am leeren Tor vorbei.

„Wir können auf der zweiten Halbzeit aufbauen“, sagte VfB-Coach Sven Köhler. „Wenn wir daran anknüpfen, dann werden wir auch wieder Spiele gewinnen.“ Im besten Fall schon am nächsten Samstag, wenn der VfB zum Heimspiel im VfB-Stadion Union Fürstenwalde empfängt. Doch aufgepasst: Auch bei Fürstenwalde spielt mit Martin Zurawsky ein ehemaliger Auerbacher. Auch wenn der Fußball die ganz besonderen Geschichten schreibt, so gilt aber auch: Geschichte wiederholt sich nicht. Hoffentlich.

 

Statistik

Tor: 1:0 Kötzsch (27.).

Bischofswerdaer FV: Birnbaum – Cermak, Käppler, Heppner,  Kießling/V (46. Rülicke) – Klotke,  Cellarius, Kötzsch, Gries (78.  Sonntag) – Zille,  Petracek (89. Graf).

VfB Auerbach: St. Schmidt – Lietz/V, Sieber, Heger – Herold/V (46. Seb. Schmidt), P. Müller – Schlosser, Wild (73. Mielke), Kadric – Zimmermann, Stock.

Schiedsrichter: Gaunitz (Leipzig).

Zuschauer: 245.