Ein Unentschieden, das sich wie ein Sieg anfühlt

Beim ersten Blick könnte man schnell denken: Der VfB Auerbach kehrt mit einem 1:1-Unentschieden aus Berlin zurück. Ein Punkt beim direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt – das ist nicht genug zu Überleben. Doch es lohnt sich – wie so oft – der zweite Blick. Denn der VfB Auerbach hat beim Regionalliga-Nachholspiel am Mittwochabend einen halben Sieg gefeiert. Erst in der letzten regulären Spielminute fiel der Ausgleich zum verdienten Unentschieden. „Wir haben uns diesen Punkt mit viel Willen erkämpft“, sagte deshalb auch VfB-Coach Sven Köhler.

Dennoch ist mit dem Ergebnis auch klar: Damit verharren die Auerbach nicht nur weiter in akuter Abstiegsgefahr, sondern auch in der Fremde noch ohne Sieg. Nur zwei magere Pünktchen zu wenig. Aber immerhin dürfte das späte Remis in Berlin Selbstbewusstsein für das wichtige Spiel am Samstag, 13 Uhr, gegen Rathenow geben.

Vor dem Schlüsselspiel beim Konkurrenten um den Klassenerhalt war dem Auerbacher Trainerteam klar, dass das Wochenspiel nicht leicht werden würde. Der VfB ging mit der Bürde einer 0:5-Klatsche beim BFC Dynamo drei Tage zuvor ins Spiel. „Das musst du erst mal aus den Köpfen rausbekommen“, sagte VfB-Coach Sven Köhler vor dem Spiel. Das bekamen sie in der ersten Viertelstunde auch aus den Köpfen, kamen ganz gut ins Spiel, das sich zu einem Geschehen auf Augenhöhe entwickelte. Kein Team erzielte Vorteile oder gar klare Torchancen.

Doch nach und nach machte sich bemerkbar, dass die Gastgeber im Berliner Poststadion griffiger waren. Auerbach war zu oft einen Gedanken zu spät dran. Immerhin fiel die Auerbacher Fehlerquote deutlich geringer aus als drei Tage zuvor. Allerdings lag sie nicht bei null, sondern leitete die Lichtenberger Führung ein.

Konnten die Auerbacher so in der Anfangsphase noch den Ball vom eigenen Tor fernhalten, kam Lichtenberg mit jeder gespielten Minuten der Führung spürbar näher. Dass diese dann ausgerechnet nach einem VfB-Eckball fiel, trieb Sven Köhler zur Weißglut: Auerbach war beim Gegenstoß gedanklich noch irgendwo anders – und kam nicht mehr nach. Die Berliner spielten es den Konter schnell und direkt aus, Tarik Güzüsirin staubte ab (18.).

Auerbach benötigte danach einige Minuten, um sich zu fangen. Währenddessen hätten die 47er auf 2:0 erhöhen können, Chancen hatten sie. Diese waren auf der Gegenseite im gesamten ersten Abschnitt nicht zu verzeichnen: Schon ein Fernschuss von Marcin Sieber (42.) war die gefährlichste Aktion nach vorn.

Das änderte sich nach der Pause: Die Hereinnahme von Michail Fragkos führte zu einer Belebung der VfB-Offensivbemühungen – und der Grieche hatte auch die dickste Chance zum Ausgleich, als er allein mit Ball am Fuß auf den 47er-Schlussmann zulief, an ihm aber hängen blieb (53.). Von den Gastgebern kam nach der Pause nicht mehr viel, aber Auerbach verpasste es zunächst, diese Schwäche zu nutzen. Bis auf Nico Donner, der  freistehend dem Keeper den Ball direkt in die Arme köpfte (81.), brachte die Auerbacher Schlussoffensive vorerst nichts Zählbares ein.

Doch dann kam ein lange Ball in die Mitte, Tomas Kepl legte ihn auf seinen tschechischen Landsmann Ondrej Brejcha ab, der aus elf Meter mit einem satten Schuss in der Schlussminute der regulären Spielzeit den verdienten Ausgleich erzielte. Verdient, aber zu diesem späten Zeitpunkt sicherlich auch glücklich. Sei‘s drum: Dem VfB bringt es eine gute Stimmung vor dem Heimspiel gegen Rathenow.