SV Babelsberg – VfB Auerbach 0:2 (0:1)
Fast könnte man in die (gefährliche) Versuchung geraten, den Abstiegskampf aus den Augen zu verlieren. Das Regionalliga-Team des VfB Auerbach ist derzeit in der besten Form der laufenden Saison – und holt sich auch die Punkte. Nach dem wichtigen Sieg gegen Lok Leipzig am Samstag, legte das Team von Trainer Michael Hiemisch einfach nochmal eins drauf – und gewann am Dienstagabend mit 2:0 beim SV Babelsberg. Das hatte – angesichts der schwierigen Hinserie – kaum jemand vor einigen Wochen noch erwartet.
Doch so schnelllebig ist der Fußball. Der VfB präsentiert sich in der entscheidenden Phase der Saison um eine Klasse besser als noch in der zweiten Hälfte des Jahres 2017. Das beste Beispiel ist eben jenes 2:0 in Babelsberg: Wackler in der Defensive? Nicht zu verzeichnen. Individuelle Fehler? Diese bügeln die Mitspieler aus, krasse Fehler passieren den VfB-Spielern ohnehin derzeit nicht. Und in der Offensive? Da ist eine gewisse Durchschlagskraft wieder zurück.
Im Karl-Liebknecht-Stadion führten diese Komponenten dazu, dass Auerbach eine völlig verdienten Sieg feierte und damit die Brandenburger mit in den Abstiegskampf gezogen hat. Dass diese Leistung nicht selbstverständlich ist und wie hoch sie zu bewerten ist, zeigen verschiedene Faktoren: Auerbach reiste, weil die Spieler am Vormittag noch arbeiten mussten, spät nach Potsdam. Nicht einmal eine Stunde vor Spielbeginn traf das Team an der Spielstätte ein. Nicht optimal, aber es machte sich nicht bemerkbar. Zudem fehlten mit Thomas Stock und Danny Wild zwei zentrale Spieler für das Auerbacher Spiel. „Unsere Offensivaktionen waren dadurch nicht so knackig“, sagte VfB-Coach Michael Hiemisch. Dass dann auch noch die Gastgeber mächtig unter Druck standen, nach ihren jüngsten Misserfolgen unbedingt zu punkten, erschwerte die Ausgangslage. Eigentlich. Doch nicht derzeit. Im Moment verfügt das Auerbacher Team über die Mentalität, auch diese Situationen zu meistern.
Und das Team meisterte sie mit Bravour. Von der ersten Minute an stand Auerbach konzentriert und stabil. Die Auerbacher liefen bereits früh die Babelsberger an und ließen sie nicht ins Spiel kommen. “Wir haben gerade im vorderen Bereich gut gearbeitet, haben gut zugelaufen und wenig zugelassen“, sagte Hiemisch. So kam es nur zu wenigen Angriffen der Gastgeber, die im Ansatz brenzlig schienen. Babelsberg versuchte es über die Außen. Doch dann war die VfB-Verteidigung zur Stelle. Vor allem die beiden Innenverteidiger Marcin Sieber und Vaclav Heger verrichteten hochkonzentriert Schwerstarbeit. Ihr Ziel: Andis Shala, der gegen kein Team so viele Tore geschossen hat wie gegen Auerbach, diesmal leer ausgehen zu lassen. Es gelang ihnen. Der SVB-Stürmer wirkte streckenweise genervt. Die Auerbacher hatten ihm den Zahn gezogen.
Danach ging es flott weiter: “Unsere beiden zentralen Spieler haben kopfballtechnisch gut verteidigt und wir haben die zweiten Bälle gewonnen. Dadurch sind wir in die Offensivaktionen gekommen“, erklärt Hiemisch. In jeder Halbzeit habe sein Team vier bis fünf Aktionen sauber durchgespielt – zwei führten zu Toren. „Das hat heute gereicht“, ergänzte er. Der erste Treffer stellt einen Beweis dar, dass das Selbstvertrauen zurück ist. Alexander Matterns Flachschuss aus gut 20 Metern hielt Keeper Gladrow nicht fest. Der Ball sprang Marcel Schlosser direkt vor die Füße – und der 30-Jährige hämmerte aus Kurzdistanz den Ball mit vollem Risiko unter die Querlatte. Wahrscheinlich wäre der Ball in der Hinrunde noch drei Meter übers Tor gegangen, doch nun passt alles zusammen.
Das 1:0 nach nicht einmal einer halben Stunde war ein Wirkungstreffer. Babelsberg war zwar bemüht, aber Torgefahr strahlten sie nicht aus. 03er-Coach Almedin Civa gestand dies ein: “In der ersten Halbzeit war alles ausgeglichen – und dann kriegen wir das Tor. Das ist der Unterschied zu uns: Ein Schlosser hat die Erfahrung, wir nicht. Im letzten Drittel haben wir nicht den Mumm, aufs Tor zu schießen. In der zweiten Halbzeit haben wir viel für das Spiel getan, aber wir kriegen einen mustergültigen Konter.“ Damit liegt er richtig: Auerbach kam aus den Kabinen voller Selbstbewusstsein – und mit dem festen Willen, sich diesmal nicht noch die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Aus einer stabilen Defensive heraus, die alle Drangphasen der Gastgeber verpuffen ließ, setzten die Vogtländer Nadelstiche. Ein schneller Spielzug über Daniel Tarczal, der im Mittelfeld den Ball gewann und weiterleitete, und Marcel Schlosser, der vor allem im ersten Abschnitt vor Tatendrang nur so strotzte, vollendete Marc-Philipp Zimmermann in Torjäger-Manier. Gegen die Laufrichtung des Keepers köpfte er zum 2:0 ins Netz.
“Riesiges Kompliment an meine Truppe, die diese Leistung alle drei Tage abruft“, sagt Michael Hiemisch. Doch den Abstiegskampf darf trotz dieser herrlichen Saisonphase keiner vergessen. „Wir haken das jetzt ab. Der Abstiegskampf ist nach wie vor präsent, da wir mit vier Absteigern rechnen müssen. Deswegen gehen wir nicht durch die Decke, sondern versuche, alles zu stabilisieren.“ Und am Samstag nachzulegen: Dann trifft der VfB, 13.30 Uhr, auf Union Fürstenwalde.
Statistik:
Tore: 0:1 Schlosser (27.), 0:2 Zimmermann (78.).
Babelsberg: Gladrow – Okada/V (70. Salla), Saalbach, Wilton, Reimann – Abderrahmane (46. El-Jindaoui), Eglseder/V – Beyazit, Hoffmann, T. Schmidt – Shala/V.
VfB Auerbach: St. Schmidt – Novy, Sieber, Heger, Lietz – Mattern, Tarczal (89. K.Müller) – Kardric/V, Schlosser (80.Kötzsch), Löser – Zimmermann (90.Shoshi).
Zuschauer: 1308.
Schiedsrichter: Wartmann (Großvargula).