Erstes Erfolgserlebnis – VfB hält bei 0:0 in Erfurt gut mit

FC Rot-Weiß Erfurt – VfB Auerbach 0:0

 

Hätte er zur Pause den Kopf nur zur Pausen ins Eisfach gelegt. Felix Kunert ärgerte sich nach dem Spiel seines VfB Auerbach beim FC Rot-Weiß Erfurt schon ein bisschen. Er war es, der der den großen Wurf, die große Chance auf die Sensation auf dem Fuß hatte. Felix Kunert, Matchwinner – so hätte es nach dem Spiel des VfB Auerbach im Steigerwaldstadion lauten können. Wenn er einen kühlen Kopf bewahrt hätte.

Das Spiel schreibt die 47. Spielminute. Erfurt ist im Angriff, verliert den Ball. Auerbach kontert. Amer Kadric, der hochmotivierte ehemalige Erfurter treibt den Ball aus dem Mittelfeld nach vorn und hat das Auge für den flinken Felix Kunert, der auf der rechten Außenbahn durchstartet. Kadrics Pass – haargenau in die Schnittstelle der rot-weißen Defensive. Es stimmt alles. Bis zu diesem Moment. Dann vertendelte Kunert die Annahme. Er lässt den Ball springen. Einen halben Meter zu weit in Richtung Tor. Erfurts Keeper Cichos macht es clever. Er verkürzt den Winkel. Kunert zögert zu lang. Ein Gedanke zu viel. „Ich habe versucht, den Ball ins lange Eck zu zirkeln“, sagt er nach dem Spiel. Doch da ist es schon zu spät. Sein Versuch blieb ein Versuch. Der Ball landet bei Cichos. Die dickste Chance des Spiels ist vertan – und damit auch die größte Auerbacher Möglichkeit, drei Punkte aus Erfurt zu entführen.

Es wäre wohl einer der größeren Sensationen des Regionalliga-Spieltags gewesen, wenn die Vogtländer aus dem Hitzetempel Steigerwaldstadion mit drei Punkten heimgekehrt wären. Ihnen gelang nur ein Zähler. Immerhin. „Die Voraussetzungen vor dem Spiel waren unterschiedlich“, sagte Auerbachs Coach Sven Köhler. „Wir hatten eine schmerzhafte 1:4-Niederlage gegen den BFC Dynamo zu verkraften. Erfurt ging selbstbewusst nach dem Sieg bei Altglienicke ins Spiel.“ Es wäre also keine allzu große Überraschung gewesen, wenn Erfurt auch gegen Auerbach den nächsten Sieg eingefahren hätte. Taten sie aber nicht – und das völlig zurecht.

Denn Rot-Weiß verdiente sich den Erfolg nicht wirklich. Die Thüringer waren sicherlich das dominantere Team – vor allem im zweiten Abschnitt. „Wenn wir in Führung gegangen wären, wäre uns viel leichter gefallen“, sagte RWE-Coach Thomas Bradric. Das stimmt natürlich. Allerdings hätte der Führungstreffer den Spielverlauf nicht unbedingt widergespiegelt. Denn Auerbach stemmte sich engagiert dagegen. Dass der Unparteiische den Treffer von Shala (8.) wieder aberkannte, bezeichnete Bradric als „Schwachsinn“. Auerbachs Coach Köhler hoffte – ohne die Fernsehbilder zuvor gesehen zu haben -, dass die Entscheidung „regulär“ gewesen sein. Eine knifflige Entscheidung war es allemal. Die TV-Bilder lösten die strittige Situation nicht endgültig auf. Sei’s drum: Auerbach hatte diesmal das Spielglück, dass das Team gegen den BFC Dynamo mit dem fragwürdigen Handelfmeter nicht hatte. Das Tor fiel nicht – und Auerbach strahlte von Minute zu Minute mehr Selbstvertrauen aus. Dass Alexander Matterns Kopfball nicht im Tor, sondern an der Latte landete, war Pech. Insofern glich sich nach einer ersten Halbzeit, in der Auerbach Gleichwertigkeit mit dem Drittliga-Absteiger erzielte, die Gerechtigkeit aus. Das 0:0 zum Pausenpfiff war genauso verdient wie nach 90 Minuten.

Allerdings änderten sich nach der Pause die Vorzeichen. „Es war uns klar, dass die Kräfte bei Auerbach nachlassen würden“, sagte Brdaric. Nachlassen und einen Gegentreffer zulassen – diesen Gefallen tat ihnen Auerbach aber nicht. „Wir haben mit Leidenschaft, Engagement und Mut verteidigt“, lobte Sven Köhler das Auftreten seiner Elf, die alle Widrigkeiten trotzte. Denn die Hitze wurde im Laufe des Spiels immer unerträglicher. Die Bedingungen waren nah dran an der Irregularität. Doch Auerbach kämpfte sich durch. Erfurt hatte zwar mehr Spielanteile, glasklare Chancen aber nicht. „Wir müssen lernen, ruhiger zu bleiben“, sagte Brdaric. So viel Ruhe, wie Felix Kunert zwei Minuten nach dem Seitenwechsel wohl auch benötigt hätte. Dann hätte er Auerbach in Führung gebracht und die Partie hätte wohl eine ganz neue Richtung genommen.

Doch vielleicht hat sich Kunert das Tor für Mittwoch aufgehoben. Dann muss der VfB zur VSG Altglienicke. Anstoß in Berlin ist 18 Uhr.

 

Statistik

FC Rot-Weiß Erfurt: Cichos – Novy, Becken, Lela, Zingu – Jovanovic (72. Kelbel), Fouley (88. Hasse), Kaffenberger, Rüdiger – Shala, Gladrow/V (79. Diouf)

VfB Auerbach: St. Schmidt – Heger/V, Sieber, Lietz, Seb. Schmidt/V (86. Löser) – P. Müller, Mattern – Kunert (77. Wild), Kadric (90. Mielke), Schlosser – Stock.

Schiedsrichter: Jessen (Berlin).

Zuschauer: 4.616.