„Das darf doch nicht wahr sein!“ Das war der Satz des Samstags beim VfB Auerbach beim Heimspiel gegen Optik Rathenow. Denn ja, das, was sich auf dem Rasen der Arena zur Vogtlandweide abgespielt hatte, durfte nicht wahr sein. Es war zum Verzweifeln, denn das Auerbacher Team verspielte einen Drei-Tore-Vorsprung und holte gegen den direkten Konkurrenten um den Klassenverbleib nur einen mageren Punkt. Mal wieder.
Denn die Auerbacher Bilanz gegen Teams aus der Abstiegszone fällt ernüchternd aus: Nur ein Sieg gelang gegen die Kontrahenten – zu wenig, um an den Klassenverbleib zu glauben. Andererseits war das Spiel gegen Rathenow im ersten Abschnitt zumindest so gut, dass die Hoffnung am Leben erhalten wird, dass auch mal gegen Teams aus dem Tabellen-Mittelfeld Punkte rausspringen.
Allerdings muss sich dafür einiges ändern – und zwar genau das, was im zweiten Abschnitt den Vogtländern den Sieg gekostet hat. Aber der Reihe nach: Was das VfB-Team im ersten Abschnitt gezeigt hat, gehörte zu den stärksten und vor allem attraktivsten Auftritten in dieser Saison. Der VfB spielte Rathenow streckenweise schwindelig – was auch daran lag, dass der VfB mit einem gut aufgelegten Sarwar Osse und dem Neuzugang Di Matteo Lovric spielte, der ebenfalls einen guten Einstand feierte. Zudem hatte der VfB mit Ondrej Brejcha einen Vollstrecker, der gleich zweimal den Ball über die Linie drückte (14./44.). Gerade der zweite Treffer war über einige Stationen sehenswert herausgespielt. Und da dies noch nicht des Fantastischen genug war, hämmerte Sarwar Osse den Ball unter die Latte. Ein 22-Meter-Kracher der Marke „Tor der Woche“.
Es hätte also alles so schön sein können. Doch dann kam das, was den Fußball so attraktiv, aber auch so schmerzhaft macht. Aus unerklärlichen Gründen ließ der VfB die Gäste wieder ins Spiel kommen. Dass Rathenow wohl mit viel Wut im Bauch aus der Kabine kommen würde, war klar: „Wir wussten, dass Rathenow noch mal viel Risiko gehen würde – und wir wussten auch, wie so ein Spiel laufen kann“, sagt VfB-Coach Sven Köhler – mit dem Verweis auf das Babelsberg-Spiel, das Auerbach nach einem 0:3-Rückstand beinahe noch ausgleichen konnte.
Auch diesmal war der VfB die unglückliche Mannschaft. Unglücklich aus zwei Gründen: Einerseits, weil die Gegentreffer vermeidbar waren, andererseits weil der VfB selbst beste Torchancen hatte. Ein abgefälschter Schuss, ein Sonntagsschuss und ein schlecht verteidigter langer Ball führten zu der „gefühlten Niederlage“, auch weil dem VfB-Team im Laufe der zweiten Halbzeit alle Stabilität verloren ging. Darüber ärgerte sich Sven Köhler mehr als über die vergebenen Chancen von Sarwar Osse. „Drei Tore müssen zum Sieg reichen“, sagte er. „Natürlich tut es weh, dass Sarwar die Chancen vergeben hat, aber wenn du als Mannschaft trotzdem noch stabil stehst, gewinnst du trotzdem auch noch.“ Osse war dreimal allein auf den Keeper zugelaufen, hatte entweder keine Präzision im Abschluss oder sah den freien Mitspieler nicht.
Was bringt also das Spiel und der eine Punkt? Tabellarisch nicht viel. Aber immerhin hat das Team gezeigt, dass es in den letzten Wochen gereift und gewachsen ist, auch wenn es noch nicht dazu reicht, über genug Stabilität zu verfügen, um eine solche Führung über die Zeit zu bringen. Dieser Reifeprozess muss nun schleunigst fortgesetzt werden, um den Anschluss zu halten – und vielleicht auch mal für eine Überraschung gegen ein Spitzenteam zu sorgen. Am Besten schon am Mittwoch in Jena oder am Samstag beim Chemnitzer FC.