Keine Punkte, keine Torhüter, aber viel Hoffnung

VSG Altglienicke – VfB Auerbach 4:1 (2:0)

Der VfB Auerbach hat in seinen acht Jahren in der Regionalliga schon viel erlebt: Bittere Niederlagen, darunter 3:4-Pleiten nach 3:1-Führungen, oder auch Momente des Glücks wie das unvergessliche Tor von Marcel Schlosser von der Mittellinie gegen den BFC Dynamo. Das Spiel am Dienstagabend bei der VSG Altglienicke wird auch in die Vereinshistorie eingehen. Nicht aufgrund des Ergebnisses – oder nur zum Teil – sondern aufgrund der Ereignisse kurz vor und während des Spiels. Dabei war das Resultat, die verdiente aber unnötige 1:4-Niederlage, nur Nebensache.

Vielmehr standen die VfB-Schlussmänner im Mittelpunkt. Männer wohlgemerkt, denn die Mehrzahl ist in diesem Fall angebracht. Denn solche Geschichten, wie diese im Berliner Jahnsportpark schreibt nur der Fußball. Diesmal war es eine Story zum Verzweifeln. Was war geschehen? Nichts Außergewöhnliches bis kurz vor Spielbeginn. Stefan Schmidt, der Auerbacher Stammkeeper musste bereits in der Vorbereitung passen. Nach Berlin fuhr er nur mit, um im äußersten Notfall einzuspringen. „Als Ersatz-Torhüter fährst du eigentlich mit und kommst in aller Regel nicht ins Spiel“, wusste auch VfB-Trainer Sven Köhler. Nichts wies darauf hin, dass Schmidt letztlich doch 90 Minuten auf dem Feld stehen würde. Und Schmidt wollte es auch unbedingt vermeiden, denn am Donnerstag hat er bereits eine OP-Termin fest im Terminkalender stehen. Seine Schleimbeutelentzündung muss behandelt werden. „Im besten Fall dauert es sechs Wochen“, so der Keeper. Sein Ausfall in den nächsten Wochen war bekannt. Und mit Maximilian Rosenkranz hatten die Auerbacher auch einen guten Ersatz. Der junge Keeper wollte nun die Chance am Schopfe packen und den Sprung in die erste Elf schaffen. Umso verständlicher ist seine Enttäuschung, die er gefühlvoll kurz vor Spielbeginn äußerte. Denn beim Aufwärmen passierte das, was keiner auf dem Zettel hatte: Rosenkranz verletzte sich. Er knickte bei einer Parade um. „Es hat im Knöchel gekracht“, sagte er. Kein gutes Zeichen. Für den Moment – und wie sich im Laufe des Abends herausstellte auch für die nächsten Wochen.

Die erste Folge: Er konnte nicht halten. So musste der angeschlagene Schmidt ins Tor – mit dem schmerzenden Ellbogen. Und von jetzt auf gleich. Zu wenig Zeit, um den Fokus zu 100 Prozent aufzubauen. Zu wenig Zeit, um auch das kleinste Detail zu beachten – wie zum Beispiel den hervorragenden Rasen des Jahnsportparks. Der wurde kurz vor Spielbeginn nochmals gewässert. Allerdings hatte sich Schmidt auf trockenem Untergrund aufgewärmt. So unterlief er gleich zu Beginn einen langen Ball. Er verschätzte sich. „Ich hatte das Verhalten des Balls anders in Erinnerung“, sagte er, „aber natürlich geht das Gegentor auf meine Kappe.“ Förster profitierte.

Und irgendwie legten auch die anderen Auerbacher diese Unsicherheit nicht ab. Gegen eine Altglienicker Mannschaft, die keinesfalls Bäume rausriss, schossen die Vogtländer auch zwei weitere Gegentore selbst. Zwei krasse Fehler im Abwehrverhalten luden die Gastgeber zum Toreschießen ein. Übertrieben gesagt: Aus keiner Chance machten sie drei Tore. Oder anders ausgedrückt: Der VfB schoss sich selbst mit 0:3 in Rückstand. Selbst VfB-Coach Sven Köhler sprach von „drei Eigentoren“. Dass dann auch noch der Schiedsrichter einen höchst fragwürdigen Elfmeter zum 0:4 hinlegte, passte ins Bild. Genau wie die Art und Weise, wie Skoda verwandelte. Der Ball ging an den Pfosten, Stefan Schmidt hatte die Ecke geahnt und fiel auch noch unglücklich auf seinen Ellbogen. Der schwoll weiter an. „Die Schmerzen merkst du während des Spiels gar nicht“, sagte er. Ungesagt blieb: Danach schmerzen sie wohl noch mehr als die Niederlage.

Denn diese kann der VfB wieder wettmachen. Am Samstag, 13.30 Uhr, gegen Hertha BSC II wird es allerdings nicht einfacher. Einerseits weil die Hertha-Amateure in guter Verfassung scheinen, andererseits weil dem VfB erhebliche Torwartprobleme plagen. Wer soll in den Kasten? Schmidt könnte seine Operation verschieben. Allerdings scheint ausgeschlossen, dass danach Rosenkranz wieder fit wird. Seine Knöchelverletzung dauert wohl länger. Es besteht also Handlungsbedarf.

Diese Baustelle wird der VfB aber wahrscheinlich schließen. Auch die andere: Denn selbst trotz des ernüchternden Ergebnisses konnten die Vogtländer einige positive Schlüsse ziehen. „Selbst mit diesen Nackenschlägen hat die Mannschaft bis zum Ende geackert“, sagte Sven Köhler. „Und wenn man die Gegentore wegnimmt, waren wir nicht so schlecht.“

Statistik

Tore: 1:0 Förster (10.), 2:0 To. Schmidt (18.), 3:0 Förster (53.), 4:0 Skoda (71./Foulelfmeter), 4:1 Schlosser (81.).

VSG Altglienicke: Twardzik – Cami, Kahlert, Pütt,  Brehmer – Skoda/V – Quiring (67.  Preiss), To. Schmidt/V, Donner (46.  Müller) – Inaler, Förster (74. Uzan).

VfB Auerbach St. Schmidt – Baude, Müller, Träger  (72. Sieber), Se. Schmidt/V (59.  Morozow) – Wurr/V (59. Ctvrtnicek), Tarczal – Kadric, Stock, Schlosser –  Zimmermann.

Schiedsrichter: Burghardt (Brandenburg).

Zuschauer: 106.

Pressekonferenz