Marcel Schlosser: „Lok ist für mich Favorit“

Marcel, du warst in den letzten Wochen oft der entscheidende Mann. Wie gut bist du drauf?

Ja. Ich denke, ich kann mich gut einschätzen. Ich versuche das, was ich kann, für die Mannschaft zu geben. Nichts Verrücktes. Das klappt mal besser und mal besser.

Inwiefern spielt es eine Rolle, dass du nicht mehr nur Fußballer bist, sondern auch voll berufstätig?

Ich muss dreimal in der Woche zur Behandlung, damit ich überhaupt spielen kann. Nein, im Ernst: Natürlich habe ich ein paar Blessuren, die von der Belastung kommen. Aber jeder weiß, dass ich auch spielen will, auch wenn mal was wehtut. Ob ich getapt bin oder Finalgon am Schenkel, Hauptsache ich kann meinen Jungs helfen.

Von deiner Emotionalität lebt das Team, oder?

Manchmal ist es nicht nur positiv. Aber ich denke, dass ich mich im Vergleich zu den Vorjahren gebessert habe – auch gegenüber den Schiedsrichtern. Meine Jungs brauchen aber auf dem Platz Kommandos – ob sie diese dann annehmen, ist eine andere Sache. Aber ich versuche sie positiv voranzutreiben. Dass das alles immer ein schmaler Grat ist, ist doch klar. Aber ich denke, ich habe mittlerweile den richtigen Weg gefunden.

Kommen wir zum großen Spiel gegen Lok Leipzig am Samstag, 13.05 Uhr, im VfB-Stadion. Könnte man Lok nach dem schlechten Saisonstart und den viel größeren Zielen durchaus unterschätzen, oder?

Also ich tue das nicht! Sie sind für mich am Samstag der Favorit. Sie haben mit 4:1 gegen Hertha BSC II gewonnen. Das hat ihnen sicherlich gut getan. Auch haben sie klar die besseren Einzelspieler. Wir müssen daher unsere Auerbacher Tugenden abrufen – und ich wünsche mir viele Zuschauer im Stadion. Egal, ob es VfB-Fans, Lok-Fans oder neutrale Zuschauer sind – so viele wie möglich sollen ins VfB-Stadion kommen, damit es ein Fußballfest wird.

Nur ein Fußballfest oder auch ein VfB-Sieg?

Vor Lok habe ich großen Respekt, aber ich denke, das haben sie auch vor uns. Natürlich wollen wir ins Viertelfinale. Aber das will natürlich auch Lok – und sie wollen unbedingt das Spiel gegen die BSG Chemie. Aber dafür müssen wir unsere Bestform abrufen. Zum Vergleich: Gegen Fürstenwalde haben drei bis vier Spieler Normalform erreicht. Alle anderen nicht. Wenn alle diese erreicht hätten, dann hätten wir auch eine Chance auf den Sieg gehabt. Und am Samstag wird es genauso: Wenn wir nicht alle 100 Prozent bringen, haben wir keine Chance. Es muss nicht alles am Ball klappen, aber der Kampfeswille muss da sein.

Also ein Gegenbeispiel zum Halbfinale und der Niederlage gegen Chemie Leipzig vergangene Saison?

Das war damals eine absolute Verkrampfung und Kopfsache. Es ist jetzt „nur“ das Achtelfinale, damals war es das Halbfinale. Für mich ist das aber immer noch nicht abgehakt. Wir wollen unbedingt einmal in dieses Finale.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Die Stimmung ist gut. Ich werde jetzt alle noch einmal heiß machen. Es kommt darauf an, dass wir die ruhigeren Spieler mitnehmen. Wir sind alle positiv gestimmt, dass wir am Samstag als Sieger vom Platz gehen, gehen aber mit viel Demut in die Partie.

Wie siehst du den bisherigen Saisonverlauf?

Wir hängen mittendrin. Aber wir müssen jetzt noch einmal alles raushauen. Denn wir haben noch drei sehr schwere Spiele und ich hoffe, dass wir ein paar Punkte mitnehmen. Denn sonst kannst du auch ganz schnell nach hinten abrutschen. Wir müssen jetzt viel investieren, dann haben wir genug Zeit zum Entspannen.

Welchen Anteil trägt der neue Trainer Sven Köhler am bisherigen Erfolg?

Er ist ein sehr guter Trainer – und für Auerbach der beste, den der Verein jemals hatte. Wir trainieren sehr abwechslungsreich, probieren keine verrückten Sachen, sondern einfache Dinge. Man sieht seine Handschrift, seine Sprache. Natürlich fehlte uns bislang oftmals ein wenig das Glück. Aber vielleicht haben wir es am Samstag.