Nachwuchs
Christian Flechsig: „Wir werden noch einige Yannic Voigts sehen“

Christian, du musstest als Nachwuchskoordinator den VfB durch eine schwere Zeit bringen. Wie ist der aktuelle Stand? Sind alle wieder zurück auf dem Platz?
Alle trainieren wieder. Seit fast sechs Wochen läuft das Training im Kinderbereich bereits schon wieder – anfangs kontaktfrei, mittlerweile im Zuge der Lockerungen als Kontaktsport.
Wie waren die Reaktionen der Spieler?
Die Vorfreude war groß – und alle waren erleichtert, als sie wieder auf dem Platz standen. Man hat gespürt, dass ihnen etwas gefehlt hat. Die Freude ist groß, wieder trainieren zu dürfen.
Trotzdem war die Pause sehr lang. Merkt man das auf dem Platz?
Man merkt, dass in den letzten sieben Monaten nicht so viel gelaufen ist, weil die Kinder nicht so trainieren durften wie wir uns das gewünscht hätten. Verlernt haben sie zwar nichts, aber man merkt den Nachholbedarf – auch in Sachen Fitness und Ausdauer.
Sie haben sozusagen seit sieben Monaten nichts dazugelernt?
Sagen wir mal: wenig hinzugelernt, weil wir Online-Trainings angeboten haben. Wir haben das Training durchgängig aufrechterhalten. Aber ein Online-Training ersetzt kein echtes Training auf dem Platz.
Oft wurde die Befürchtung geäußert, dass viele Kinder abspringen würden. Hat sich dies bestätigt?
Ich hätte dies auch befürchtet, es hat sich zum Glück nicht bestätigt. 99 Prozent sind an Bord geblieben. Natürlich haben sich einige eine andere Sportart gesucht oder sind zu einem Dorfverein gewechselt – aber all das ist die natürliche Fluktuation. Massenabmeldungen gab es nicht.
Ein viel größeres Problem ist bestimmt die Sichtung, oder?
Ja, das müssen wir so ganz klar konstatieren. Wir konnten uns nicht umschauen oder bei einem Spiel dabei sein, um uns nach Talenten umzuschauen. Das müssen wir nun auf anderem Wege nachholen.
Wo sucht der VfB noch Spieler?
Für unsere D-Jugend haben wir in der Talentliga gemeldet und sind auch sehr zuversichtlich, dass wir dies bekommen. Damit würden wir in der höchsten sächsischen Spielklasse spielen. Und für dieses Team brauchen wir noch Spieler, also aus dem Jahrgang 2009/10. Die Talenteliga ist definitiv auch sehr attraktiv – gerade für diejenigen, die gern den Versuch starten wollen, mal in den Profibereich zu kommen, wäre dies eine gute Grundlage.
Und beim VfB werden sie von qualifizierten Trainern betreut!
Genau. Im Trainerbereich sind wir sehr gut aufgestellt. Auch dort hat sich nicht die Prognose bewahrheitet, dass Trainer abspringen würden. Das ist nicht der Fall. Bis auf die Bambinis sind wir mit Trainern sehr gut aufgestellt – also in allen acht Mannschaft mit zirka 140 Spielern. Das ist auch eine hohe Verantwortung in Corona-Zeiten. Wir haben ein Hygienekonzept, die Trainer sind geschult und wir testen uns regelmäßig oder sind geimpft. Wir achten sehr darauf.
Und der Saisonabbruch hat sich auch nicht negativ auf die sportlichen Ziele ausgewirkt?
Nein, wir spielen von der A- bis zur C-Jugend in der Landesliga. Das ist unser Ziel als Verein. In der D-Jugend haben wir uns in der Talenteliga beworben, weil wir gemerkt haben, dass das Niveau der Kids vorhanden ist. Wir sind auch in der neuen Saison auch guter Dinge, dass wir dieses Niveau halten. Aber es bleibt noch ein anderes Ziel.
Und zwar?
Ziel bleibt es, auf die A-Jugend zu blicken und Spieler auszubilden, damit sie den Sprung in den Regionalliga-Kader schaffen.
Gibt es Spieler, die das Potenzial haben, ein neuer Yannic Voigt zu werden?
Ich bin mir sicher, weil die A-Jugend mit dem Regionalliga-Team trainiert hat und sich einige dabei, bei denen eine Perspektive da ist. Der Wettkampfbetrieb wird aber die Bewährungsprobe. Wir werden den ein oder anderen Yannic Voigt noch im Regionalliga-Team sehen.
Er wird also auch im Nachwuchs wahrgenommen?
Natürlich! Die Jungs kennen ihn, sehen ihn beim Training und sehen, wie schnell der Sprung in die erste Männermannschaft gehen kann. Es zeigt für sie, dass sie in der Region im Nachwuchs spielen können und trotzdem den Sprung in die Regionalliga schaffen können. Selbst mit 17 Jahren. Er ist als Vorbild ein Ansporn – auch für uns, weil es unser Ziel ist, Spieler für die erste Mannschaft auszubilden.
Wie groß ist denn der Sprung von der A-Jugend in die Regionalliga der Männer?
Wir vermitteln unseren Jungs immer: Talent ist das eine, der Ehrgeiz, etwas mehr zu geben als alle anderen, ist die Grundlage für den Sprung. Das Glück kann man sich erarbeiten.
Wie schwer ist es für eine relativ kleinen Verein wie dem VfB Auerbach, im Konzert der Großen in Sachsen mitzuhalten?
Wir konkurrieren mit den Nachwuchsleistungszentren – und selbst wenn einer den Sprung in ein NLZ schaffen will, dann legen wir ihm keinen Steine in den Weg. Das läuft immer freundschaftlich ab, weil wir den Weg zurück nie verschließen.
Andererseits hat der VfB auch mit der U17 mal ein Jahr in der Regionalliga gespielt. Ist das kein Ziel?
Ein Jahr ist ganz schön, aber die Landesliga bleibt unser Anspruch. Für mehr müssen wir ein NLZ sein. Im Moment ist es wichtig, im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Plauen zu konkurrieren.