Wie wichtig die Regionalliga-Partie des VfB Auerbach am Sonntagnachmittag gegen Hertha BSC II war, zeigte schon die Aussage von VfB-Coach Sven Köhler vor dem Spiel. Er sprach von einem Neuanfang, den sein Team nach der schwachen ersten Saisonphase und der Corona-Pause nun feiern soll. Und da ein Neuanfang nur als ein solcher bezeichnet werden darf, wenn auch ein Erfolg rausspringt, war der 3:2-Sieg gegen die Berliner eben der Auerbacher Befreiungsschlag. „Natürlich werden wir das nicht überbewerten“, sagt Köhler zwar, aber dennoch sagt auch er: Es war ein Re-Start seines zuletzt so stark in die Kritik geratenen Teams. „Wenn man unseren Saisonverlauf sieht, dann war eben ein Erfolgserlebnis wichtig – damit auch jeder wieder daran glaubt, dass der Klassenverbleib funktionieren kann.“
Und der kann funktionieren, wenn Auerbach dauerhaft an die Leistung vom Sonntag anknüpft: Der VfB wirkte beinahe wie ausgetauscht – was auch gewissermaßen richtig war. Denn mit Philipp Müller, Aleksandrs Guzlajevs und Sempastiano Giaouplari standen drei neue Spieler in der Startelf, die offensichtlich dem VfB-Spiel gut taten: Müller und Giaouplari realisierten das, was Köhler ebenfalls vor dem Spiel gefordert hatte: eine konzentriertere Abwehrleistung. Den spielerisch starken Gästen durfte auch nur wenig Räume bieten – und dann energisch dagegenhalten, um die Hertha-Bubis nicht ins Spiel kommen zu lassen. Denn ganz klar: Dann würde Auerbach ins Hintertreffen geraten. Die Defensiv-Bilanz fällt positiv aus – auch trotz der beiden Gegentore: Im ersten Abschnitt machte es das VfB-Team wie geplant. „Wir haben auch für mehr Entlastung sorgen können“, sagt Köhler. „Und uns haben die beiden Tore geholfen.“
Und diese beiden Treffer erzielte eben jener Rückkehr in der Offensive: Aleksandrs Guzlajevs. „Er war schon in der Phase, bis er verletzt war, unser auffälligster Offensivspieler“, sagt Köhler. Ein Lob, das das Doppeltorschütze lieber gar nicht hören möchte. „Marc-Philipp Zimmermann bleibt der beste Mann. Er ist mein Vorbild, ich habe mir viele Ratschläge von ihm geholt.“ Eben auch, wie man Tore schießt: Gegen Hertha traf er mit einem Rechtsschuss (3.) und einem Torwartfehler der Gäste (35.). „Vorgenommen hatte ich mir nur eine Vorlage“, sagt der Doppeltorschütze. „Dass es jetzt zwei Tore geworden sind, darüber freue ich mich natürlich.“ Das gibt ihm Selbstvertrauen – hofft auch sein Trainer.
Und der konnte sich in der zweiten Halbzeit auf seine gesamte Mannschaft in einem Abnutzungskampf verlassen: Hertha zog das Tempo an, wollte nicht schon wieder eine Niederlage in Auerbach erleiden. „Das schnelle 3:1 nach dem Anschlusstreffer hat uns wieder etwas Ruhe gegeben“, sagt Köhler. Rein psychologisch, aber auch ergebnistechnisch, denn Berlin legte gleich den zweiten Treffer nach. Eine halbe Stunde Zittern erwartete die Auerbacher Fans. „Das war eine lange halbe Stunde“, sagt Köhler. „Und wir hatten auch ein bisschen Glück, aber dafür müssen wir uns nicht entschuldigen.“
Auch weil Köhler in der Schlussphase wechseln musste – und dann mit Fabien Bochmann und Mohand Almansori zwei blutjunge Spieler ins Spiel bringen, das auf der Kippe stand. „Es ist bewundernswert, dass sie Abu-Alfa in Schach gehalten haben und er keins geschossen oder vorbereitet hat.“ Und zum Glück der Auerbacher tat er dies nicht. Denn andernfalls wäre wohl der Neustart nicht ganz so leuchtend ausgefallen. Jetzt dürfen die VfB-Spieler feiern, sagt Köhler. „Wenn du so viel wie wir zuletzt verloren hast, dann können die Jungs sich auch mal freuen und für den Moment feiern. Sie müssen sich morgen auf jeden Fall nicht mehr auf Arbeit blöde Kommentare anhören.“
Und will dies wohl auch künftig nicht mehr. „Wir müssen jetzt dranbleiben“, sagt deshalb auch Aleksandrs Guzlajevs vor dem Auswärtsspiel bei Chemie Leipzig am Sonntag.