Ricardo Förster gehört zu der Generation Auerbacher Fußball, die beim VfB das Fußballspielen gelernt haben, dann den Erfolg bei einem renommierten Club suchten, aber nie ihre Wurzeln vergessen haben. Ricardo Förster, dessen Vater bereits für Gelb-Schwarz die Fußballschuhe schnürte, ist mittlerweile 28 Jahre alt und ist im Verein eine feste Größe: als Kapitän der zweiten Mannschaft und in der abgelaufenen Saison als Jugendtrainer.
Ricardo, wie bist du mit der Vogtlandliga-Saison der Zweiten zufrieden?
Im Großen und Ganzen zufrieden – auch in Hinblick auf die Umstände, also den Punktabzügen. Aber es war mehr drin, auch weil wir in vielen Spielen Punkte liegengelassen haben. Das nehmen wir aber als Ansporn für die neue Saison.
Was waren die Höhepunkte?
Natürlich die zwei Derby-Siege gegen Rodewisch. Zwar sind die Spiele nicht mehr so groß wie früher, aber in diesen Spielen brauchst du keine Motivation. Und wenn du gewinnst, macht es gleich viel mehr Spaß.
Die Spieler der Teams kennen sich ja gut!
Ja, die Freundschaften vergisst man aber während der 90 Minuten. Aber wir geben uns nach dem Spiel die Hand – und alles ist wieder gut. Das hat sich geändert. Früher war mehr Gift drin.
Wie schätzt du die Vogtlandliga ein? Neustadt zieht sich zurück, Treuen steigt auf, es war ein komisches Jahr, oder?!
Ich habe das Gefühl, dass die Aufsteiger immer besser werden. Es gibt kein „Fallobst“ mehr. Jetzt kommen Fortuna Plauen und Unterlosa hoch – zwei starke Teams. Damit wird die Liga noch besser. Aber das macht Spaß, denn wir kennen die Mannschaften gut, spielen auf schönen Plätzen. Es ist eine ordentliche Liga.
Ist es die richtige Liga für die zweite Mannschaft?
Die Liga ist schön, aber sie kann nicht der Anspruch für unseren Verein sein – auch weil wir im Nachwuchs gut Arbeit leisten und sich dies für die zweite Mannschaft auszahlen muss. Mittelfristig ist die Landesklasse natürlich unser Ziel. Trainer Kevin Hampf, Betreuer Benjamin Dreßel und ich haben uns mit Michael Stöhr als verlässlichem Ansprechpartner im Vorstand dieses Ziel gesetzt. Mit dem Punktabzug ist das natürlich immer schwer. Hinzu kommt, dass uns als zweite Mannschaft natürlich stets Spieler verlassen und wir neue Spieler einbauen müssen.
Ohne die Landesklasse sind die jungen Spieler auch nicht zu halten, oder?
Das trifft zu. Die anderen Mannschaften locken mit Geld. Das wollen wir nicht machen – und es ist in diesen Spielklassen meiner Meinung nach auch nicht richtig. Dass da schon so viel Geld fließt, ist falsch. In der Landesklasse zu spielen, hat hingegen einen sportlichen Anreiz. Zudem ist der Sprung in die Regionalliga nicht mehr so groß. Daher müsste das langfristige Ziel des Vereins die Landesliga für die U23 sein, da selbst der Sprung aus der Landeskasse noch sehr groß in die Regionalliga wäre.
Welche Argumente sprechen für den VfB II, dass junge Spieler bleiben?
Im Verein haben wir brutal gute Bedingungen. Das wird oft verkannt. Aber wir haben super Hallen, tolle Fußball-Anlagen und eine gute Infrastruktur – und jeder hat die Chance in den Regionalliga-Kader zu rutschen. Was jeder einzelne aus den Chancen macht, ist dann seine persönliche Verantwortung. Aber wir haben in der Zweiten eine geile Mannschaft, die verschworen ist. Spieler dürfen nicht nur die 50 Euro sehen, die ihnen andere Vereine zahlen. Das ist nicht alles. Das Drumherum ist wichtig. Viele junge Spieler haben außerdem jahrelang für den VfB gespielt – und sie waren immer mit Herzblut dabei. Sie identifizieren sich mit dem Verein. Nun können sie den Weg über die Zweite weitergehen.
Richtig. Viele spielen mehr als zehn Jahre für den VfB. Da trägt man den VfB schon im Herzen.
Auf jeden Fall. Und wenn man dann bei Regionalliga-Spielen als Jugendspieler zum Zuschauen auf der Tribüne sitzt, dann kann man sich das Ziel setzen, irgendwann einmal im Kader der erste Mannschaft zu stehen. So muss der Weg gehen.
Zurück zur neuen Saison: Wie ist der VfB II aufgestellt?
Ein paar Spieler verlassen uns, was nichts Ungewöhnliches ist. Wir haben keine Vertragsspieler – und dann kommt Arbeit, Studium oder der Veränderungswille hinzu. Wir wollen sie dann auch nicht mit Verträgen oder Geld zum Verbleib locken. Wir wollen, dass sie bei uns spielen, weil sie es gern tun. Daher haben wir auch einige Neue verpflichtet.
Wer verlässt den Verein?
Die Abgänge wiegen natürlich schwer: Philipp Bettsack, Kevin Breiter, Niklas Uther und Thomas Röder. Aber wir haben das personell ausgeglichen – durch A-Junioren sowie den Rückkehrern Markus Möckel und Tommy Tuschinski. Diese Rückkehr ist auch ein Zeichen. Sie merken, dass der VfB ihr Verein ist. Sie bringen uns sportlich natürlich auch weiter. Wir haben eine gute Mannschaft zusammen.
Weitere Neue sind noch geplant?
Wir waren noch an anderen Spielern dran. Doch sie wollten oft Geld. Das wollen wir aber nicht, sondern aus Spaß Fußballspielen. Wenn du einmal mit Geldzahlung anfängst, fängt der Mist an.
Der Kader bleibt also eng?
Ja, wir sind nicht brutal breit aufgestellt, sondern werden kämpfen müssen. Aber ich denke, dass wir von Regionalliga-Trainer Sven Köhler haben wir eine gute Basis zu einer Zusammenarbeit, um auch Unterstützung zu erhalten.
Du bleibst weiter Kapitän und auch weiterhin Juniorentrainer?
Nein, im Juniorenbereich habe ich meine Tätigkeit mit dem Aufstieg der U19 beendet. Ich will nun Kevin Hampf in der Zweiten mit unter die Arme greifen und als eine Art Co-Trainer fungieren. Zusammen mit Benjamin Dreßel haben wir ein gutes Team.
Wie wichtig sind dir die Erfahrungen als Jugendtrainer?
Das war eine coole Erfahrung – nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Mit den Jungs zu arbeiten und über hinweg mitzugehen und die Entwicklung zu sehen. Das hat auch mich persönlich weitergebracht.
Nun hast du mit Kevin Hampf einen Trainer mit eine beeindruckenden Vita als Spieler. Was bedeutet er für das Team?
Er ist immens wichtig. Er ist einer der einzigen, die es geschafft haben aus Auerbach zu kommen und im Profifußball Fuß zu fassen. Er hat unter guten Trainern gespielt und bringt diese Erfahrung mit rein. Nun lernt er, wie er alles als Trainer umsetzt. Das macht er immer besser. Für die jungen Spieler ist er ein wichtiger Ansprechpartner. Und wir älteren Spieler können auch noch von ihm lernen. Er ist das perfekte Bindeglied zwischen Nachwuchs und erster Mannschaft.