Wenn man es an drei Zahlen festmachen will, weshalb der 2:1-Sieg des VfB Auerbach am Mittwochabend gegen den Chemnitzer FC so historisch, so sensationell war, dann sind es diese: zwei, eins, drei. Denn als das Spiel in die Schlussphase ging, in der die Vogtländer auch das Siegtor erzielten, standen genau zwei 17-Jährige, ein 19-Jähriger und drei 20-Jährige bis dahin für den VfB auf dem Feld. Und vier davon stammen aus dem eigenen VfB-Nachwuchs. Dass diese junge Truppe es tatsächlich am Ende geschafft hat, den großen Chemnitzer FC zu besiegen, gleicht fraglos einer Sensation. Mit einer Energieleistung erkämpften sich die Vogtländer die ersten drei Punkte der Saison – und auch den ersten Sieg gegen den CFC in einem Punktspiel.
Denn es war wahrlich nicht der Tag, an dem diese Sensation automatisch in der Luft lag, obwohl Auerbachs Kapitän und Leader Marcel Schlosser sagte: „Ich hatte schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl.“ Gegen den Drittliga-Absteiger, der eine komplett neue Mannschaft in die Saison geschickt hat, war der VfB trotzdem klarer Außenseiter. Allen voran auch deshalb, weil Auerbach einen richtig schlechten Start gegen Bischofswerda in die Saison hingelegt hatte (0:2-Niederlage), während Chemnitz sich mit dem Sachsenpokalsieg genug Selbstvertrauen geholt hatte. „Wir wollten aber unbedingt zeigen, dass wir besser sind als gegen Bischofswerda“, sagt Schlosser. „Wir wollten eine Reaktion zeigen.“
Und das ausgerechnet gegen Chemnitz? Außerdem mit einigen personellen Nackenschlägen? Denn kurzfristig hatte sich Albert Löser (Leistenverletzung) noch verletzt gemeldet, auch Rückkehrer Paul Horschig fehlte noch die Frische, um mitspielen zu können. VfB-Coach Sven Köhler machte aus der Not eine Tugend: Mit Yannic Voigt, der sich schon in Bautzen beim Auftakt guten Noten verdient hatte, und Niclas Kubitz spielten von Beginn an auf den Außenpositionen in der Vierer-Abwehrkette. Ein 17-Jährige aus dem eigenen VfB-Nachwuchs und ein Sommer-Neuzugang aus der U19 von Dynamo Dresden. Der Mut zahlte sich aus, denn beide lieferten eine sehr gute Partie – genau wie auch der unermüdliche und selbst mit einer Kopfverletzung spielende Maximilian Schmidt, der auch erst 20 Jahre auf dem Ausweis als Alter stehen hat. In Kombination mit den arrivierteren Spielern stellte der VfB ein Team aufs Feld, das mit Kampf, Leidenschaft und einer Portion Glück den ersten Sieg der Saison einfuhr.
Bedanken durfte sich der VfB zur Pause bei einem Routinier: Stefan Schmidt im VfB-Kasten verhinderte mit drei Paraden, die für VfB-Verhältnisse fast schon auf Manuel-Neuer-Niveau waren, den Rückstand. Das 0:0 zur Pause war etwas schmeichelhaft, auch wenn damit die Auerbacher Einsatzbereitschaft belohnt wurde. Zur Pause mobilisierten die Vogtländer nochmals alle Kräfte – und zeigten in einer intensiven zweiten Hälfte, aus welchem Holz das Team geschnitzt ist. Auerbach kämpfte um jeden Zentimeter und zermürbte so die Gäste.
Ein Traum war dabei der Führungstreffer zum 1:0, als sich Voigt auf der linken Seiten fast schon wie ein altes Schlitzohr durchsetzte, die Übersicht wie ein Routinier behielt und zu Marc-Philipp Zimmermann durchsteckte. Der Torjäger behielt die Ruhe – und traf. Eine Kombination aus jung und erfahren, die diese Saison den VfB noch öfter zum Sieg führen soll. Dass gleich im Gegenzug der Ausgleich fiel, tat zwar weh, aber sollte die Krönung des Abends noch verzögern. Denn wenige Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit, als das Spiel auf Messers Schneide stand, nutzte Thomas Stock eine Querpass des CFC, legte zu Marc-Philipp Zimmermann ab, der zur erneuten Führung traf. Wie intensiv die Aktion war, zeigte sich, dass er gleich danach raus musste. Krämpfe plagten ihn.
Dass der VfB mit einer sehr jungen Mannschaft die Führung über die Runden brachte, war umso beeindruckender. „Der Aufwand war so hoch wie für drei Spiele“, sagte Schlosser. Und eine Intensität, die der VfB sicherlich nicht alle drei Tage gehen kann. Trotzdem steht schon am Samstag das nächste, wichtige Spiel an, wenn der VfB bei Optik Rathenow antritt. „Wir werden uns bis dahin wieder erholen“, sagt Schlosser. Auch er war angeschlagen in die Schlussphase gegangen. Aber so ein Sieg dürfte bei der Regeneration mehr als nur hilfreich sein.
Tore
1:0 Zimmermann (72.)
1:1 Müller (74.)
2:1 Zimmermann (89.)
VfB Auerbach
Aufstellungen
VfB Auerbach:
St. Schmidt – Kubitz, Müller, Sieber, Voigt (76. Guzlajevs) – M. Schmidt, Wurr (46. Seidel) – Schlicht, Schlosser – Stock, Zimmermann (90. Luderer)
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC:
Jakubov – Knechtel, Hoheneder, Aigner, Köhler (76. Dartsch) – Campulka – Freiberger (83. Ogbidi), Bickel, Müller, Milde – Breitfelder
Zuschauer:
1.000