Verrückte Schlussphase bringt VfB einen Punkt

VfB Auerbach – VSG Altglienicke 3:3 (0:1)

 

Wer dachte, am Abend des Champions-League-Schlagers zwischen Bayern München und dem FC Liverpool erst um 21 Uhr das große Spektakel zu erleben, der sah sich getäuscht. Die Engländer kamen letztlich souverän weiter. Einen echten Fußballkrimi sahen die Fans zwei Stunden früher – im Auerbacher VfB-Stadion. Der VfB Auerbach holte in einer dramatischen Schlussphase einen Punkt gegen Altglienicke. “Das Spiel war eigentlich schon gelaufen”, sagte VfB-Coach Sven Köhler. Er konnte es auch nicht so recht fassen, was sich in der Schlussviertelstunde abspielte. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle trifft es.

Auch wenn das Regionalliga-Spiel vom Niveau her nicht mit der Premiumversion in der Champions League mithalten konnte – dafür war allein schon der Rasen im VfB-Stadion nicht in derselben Verfassung wie das Grün in der Münchner Allianz Arena -, so war die Partie im Vogtland aber allemal unterhaltsam. Ein Nervenkrieg. Was allerdings schwer fiel, war eine Bewertung des Spiels. Und wenn man schon den Vergleich mit Bayern – Liverpool bemüht, so war die Rollenverteilung ähnlich wie in München: Auch in Auerbacher zeigte das Heimteam ein durchaus gefälliges Spiel, spielte nach vorn und rief nicht automatisch Unzufriedenheit auf der Tribüne hervor. Doch irgendetwas fehlte. Der letzte Funke, der Esprit. Hingegen machten es die Gäste clever: Sie warteten auf Fehler der Heimelf und nutzen diese dann eiskalt. Der entscheidende Unterschied zwischen Liverpool und Altglienicke: Während die Engländer sich in der Defensive keine Aussetzer leisteten, brachte der Regionalligist aus Berlin den VfB wieder zurück ins Spiel. „Im Fußball passieren manchmal Dinge, die kannst du nicht erklären”, gestand daher auch Gäste-Coach Andreas Zimmermann.

Doch so ist der Sport. Er lebt von Fehlern des Gegners. Den ersten eklatanten leisteten sich der VfB: Nach einem eigenen Standard lief der VfB in einen Konter, ließ einen Eckball zu – und verteidigte anschließend eine hohe Eingabe schlecht. “Dabei haben wir fünf starke Kopfballspieler”, sagte Sven Köhler. Kahlert lauerte und drückte den Ball wenige Minuten vor der Pause direkt ins Netz. Eine Gäste-Führung, die insofern schmeichelhaft war, da Altglienicke weniger vom Spiel hatte und auch keine entscheidenden Chancenvorteile. Doch: Das alles zählt im Fußball letztlich nichts. Das sollten später auch die Gäste erfahren.

Denn zunächst bogen sie auf die Überholspur in Richtung Sieg ein. Obwohl Auerbach erneut besser ins Spiel fand, diesmal zu Beginn der zweiten Halbzeit, traf der Gast. Bei einem Konter fehlte die Zuordnung in der Auerbacher Defensive. Pütts 2:0 – nach allem Ermessen die Vorentscheidung (70.). “Das Spiel war eigentlich weg”, sagte selbst Sven Köhler. “Doch die Jungs haben das Gefühl vermittelt, dass sie sich nie aufgeben würden. Sie haben um den Punkt gekämpft.” Und dann auch mal das nötige Glück verbucht. Glück insofern, weil die beiden Tore zum 2:2-Ausgleich in vielen Spielen nicht fallen. Weder Danny Wilds Heber landet in jedem Spiel im Tor (73.), noch der Ausgleich – durch ein Eigentor von Brehmer (81.) – waren zwingenden Torszenen, die der VfB in jedem Spiel bekommt. “Ich habe nach solchen individuellen Fehlern nur mit dem Kopf geschüttelt”, sagte der Gäste-Coach. Und seine Nackenmuskulatur bekam noch mehr zu tun.

Allerdings zunächst die von Sven Köhler. Statt sich nun mit dem 2:2 zufrieden zu geben, stürmte sein Team kopflos nach vorn. Ganz so, als ob sie unbedingt das Spiel gewinnen müssen. Doch sie waren an diesem Abend nicht wie der FC Bayern an die Auswärtstorregel gebunden, sondern hätten die Katze im Sack nehmen sollen und den Punkt über die Zeit bringen sollen. So gefährdeten sie sogar noch den einen Zähler. Nach einem Freistoß fehlte jede Zuordnung. Der eingewechselte Förster brachte die VSG wieder in Front (87.).

Doch der Fußballgott will anscheinend nicht, dass Spiele zwischen Auerbach und Altglienicke einen Sieger finden. Von bisher drei Vergleichen endeten alle drei mit 1:1. Diesmal gab es ein 3:3. “Wir machen das 3:2 – und dann ist beim ersten langen Ball ist der Stürmer völlig frei”, sagte Gäste-Trainer Zimmermann. Es war sein Namensvetter Marc-Philipp, der in den Strafraum ging – und gefoult wurde. Elfmeter, Marcel Schlosser bewahrt die Nerven, 3:3. Der Wahnsinn!

“Nach dem 2:3 waren wir wieder weg”, sagte Sven Köhler. “Dass wir noch einmal zurückzukommen, ist natürlich glücklich.” Doch mit dem Punkt hat der VfB sein Ziel erreicht und bleibt im Jahr 2019 daheim noch ohne Niederlage.

Am Sonntag soll dann auch die Punktausbeute in der Fremde aufgebessert werden. Dann tritt der VfB beim 1.FC Lokomotive Leipzig an. Anstoß im Bruno-Plache-Stadion ist 13.30 Uhr.

Statistik

Tore: 0:1 Kahlert (43.), 0:2 Pütt (70.), 1:2 Wild (73.), 2:2 Brehmer (81./ET), 2:3 Förster (87.), 3:3 Schlosser (90./FE).

VfB Auerbach: St. Schmidt – Heger, Müller/V, Sieber, Seb. Schmidt – Tarczal (71. Ctvrtnicek) – Wild, Schlosser, Kadric – Stock/V, Zimmermann.

VSG Altglienicke: Twardzik – Preiss, Kahlert (46. Bache), Czyborra, Brehmer – Steinhauer – Lemke, Igli, Pütt – Donner, Uzan (63. Quiring).

Zuschauer: 365.

Schiedsrichter: Ostrin (Eisenach).

 

Pressekonferenz