FC Viktoria Berlin – VfB Auerbach 4:0 (3:0)
An Tagen wie diesen wäre es wohl besser gewesen, im Bett zu bleiben. Vor allem, wenn man gelb-schwarze Trikots trägt. Am Samstag verspielten in der Bundesliga womöglich nicht nur die gelb-schwarzen Dortmunder die Meisterschaft, sondern auch der VfB Auerbach vier Klassen tiefer die Chance auf eine historische Serie. Kurios: Beiden standen Blau-Weiße im Weg. Allerdings war der entscheidende Unterschied: Auerbach war – im Gegensatz zum BVB gegen Schalke 04 – in Berlin im Grunde genommen chancenlos. Die Vogtländer unterlagen völlig zurecht und auch in dieser Höhe verdient mit 0:4. „Zu diesem Spiel gibt es keine zwei Meinungen“, sagte daher auch VfB-Coach Sven Köhler. „Berlin hat verdient gewonnen.“
Aber warum endete die Auerbacher Erfolgsserie nach vier Siegen in Serie so sang- und klanglos? Was fehlte in Berlin, was die Auerbacher in den Wochen zuvor noch auf dem Platz zeigten? Es war zunächst wohl ein mentales Problem. Vielleicht waren die Auerbacher sich ihrer Sache zu sicher, vielleicht verließen sie sich ein Stück weit zu stark auf die Wiederholung derselben Mentalität wie in den Vorwochen. „Vielleicht haben wir gedacht, dass es so weitergeht wie in den letzten Wochen“, bestätigte Sven Köhler bei seiner Analyse diesen Eindruck. Auf dem Platz war dies eher in kleinen Dingen zu spüren. Den Willen konnte man den Auerbachern nicht absprechen. Allerdings kamen sie von Beginn an stets einen Schritt zu spät, fanden nicht in die Zweikämpfe. Es fehlte die Gedankenschnelle. Berlin – euphorisiert durch den Einzug ins Berliner Pokalfinale – trat anders auf. Sie zeigten das, was Auerbach zuletzt ausmachte.
Doch war es das allein? „Vielleicht war die Mannschaft auch müde“, erklärte Sven Köhler. Auf jeden Fall wirkte es so. Körperlich waren die Gastgeber den Gästen überlegen. Das machte sich auch schnell auf der Anzeigetafel bemerkbar: Auerbach fehlte die defensive Stabilität, individuelle Fehler kamen erschwerend hinzu, sodass Berlin den früh in Führung ging. Brand setzte sich auf der rechten Außenbahn durch, Albert Löser, der für Sebastian Schmidt ins Team gerückt war, musste ihn ziehen lassen. Die Eingabe verwertete Kaiser zur Führung (11.). Schlimmer hätte die Partie kaum starten können. Ein Rückstand – das hatte der VfB schon eine Weile nicht mehr erlebt. In Kombination mit allen weiteren Faktoren – also mentalen und körperlichen – führte es dazu, dass Auerbach nicht mehr zurück auf die Füße fand. Als Hoffmann dann eine Viertelstunde später auf 2:0 per Kopf nach einem Freistoß erhöhte, war der weitere Verlauf die Partie schon vorbestimmt. Denn dem VfB fehlte an diesem Tag der Esprit, um nochmals heranzukommen.
Allerdings: Womöglich hätte die Partie noch einmal eine ganz andere Wendung genommen, wenn in der Phase vor dem 0:2 der Anschlusstreffer gefallen wäre. Auerbach hatte sich stabilisiert. Doch der zweite Gegentreffer war ein Nackenschlag. Ein weiterer folgte kurz vor der Pause mit dem 3:0 durch Gayret. „Mit dem 3:0 war die Partie entschieden“, gestand auch VfB-Coach Sven Köhler. „Für uns ging es nach der Pause nur noch um Schadensbegrenzung.“ Das gelang – zumindest beim Ergebnis. Nur ein weiterer Treffer gelang dem FC Viktoria. Einen erheblichen Schaden trug der VfB aber in anderer Form davon: Amer Kadric musste verletzt raus – und ins Krankenhaus. Das kennen die Auerbacher schon ganz gut, denn schon zum dritten Mal in der Historie der Spiele zwischen Viktoria und Auerbach verletzte sich ein Spieler schwer.
Auf dem Feld passierte dann auch nicht mehr viel. Der VfB verteidigte so gut wie möglich das Resultat. Möglichkeiten zur Ergebniskosmetik taten sich nicht wirklich in ausreichendem Maße auf. Damit blieb es beim 4:0 – und der Erkenntnis, dass manchmal der Fußballgott an einem Wochenende seine Vorlieben für eine Farbenfamilie hat.
Ein Trost bleibt immerhin den Auerbachern: Sie haben ihr Saisonziel schon erreicht. Am Samstag, 13.30 Uhr, haben sie gegen den Bischofswerdaer FV die Möglichkeit zur Wiedergutmachung, auch wenn es dann erneut heißt: Schwarz-Gelb gegen Blau-Weiß.
Statistik
Tore 1:0 Kaiser (11.), 2:0 Hoffmann (24.), 3:0 Gayret (37.), 4:0 Brand (50.).
Viktoria Berlin Flauder – Schikora, Kapp, Hoffmann, Röcker/V (86. Schulz) – Kaiser, Hüther/V (75. Yilmaz) – Gunte, Gayret, Brand (70. Hass) – Gebhart/V.
VfB Auerbach: St. Schmidt – Heger, Müller/V, Sieber, Lietz – Tarczal (46. Wild) – Stock, Schlosser, Kadric (53. Herold), Löser – Zimmermann (75. Ctvrtnicek).
Schiedsrichter: Schipke (Halle/Saale).
Zuschauer 274.