VfB macht die Neun-Punkte-Woche perfekt

FC Oberlausitz – VfB Auerbach 0:2 (0:2)

Die Worte passten. Als die VfB-Spieler am Sonntagnachmittag den Platz in Neugersdorf wieder betraten, hielt Marcel Schlosser noch eine schnelle Ansprache. „Das lassen wir uns nicht mehr nehmen“, sagte der VfB-Kapitän. Recht hatte er. Das lässt sich der VfB Auerbach im April 2019 natürlich nicht mehr nehmen. Was er meinte: Eine 2:0-Führung beim FC Oberlausitz. Was im übertragenen Sinne auch noch gemeint war: den Klassenerhalt. Denn mit dem dritten Sieg in Serie gelang dem VfB in der Regionalliga sogar der Sprung auf einen einstelligen Tabellenplatz.

Platz neun – das war vor acht Tagen kaum denkbar. Erinnern wir uns zurück: Die bittere 2:3-Heimpleite gegen Rathenow und die Niederlagen gegen Chemnitz, Nordhausen und Leipzig hatten Spuren hinterlassen. Dem VfB drohte der Abstieg. Missmut machte sich bei den Fans breit. Doch der VfB Auerbach wäre nicht der VfB Auerbach, wenn der Verein nicht letztlich doch einen Weg gefunden hätte, alle negative Stimmung abzulegen. Der VfB ist Abstiegskampf, der VfB Auerbach gibt nicht so schnell auf. Diese Mentalität zeigte das Regionalliga-Team gleich dreimal innerhalb von diesen fantastischen acht Tagen. Der 2:0-Sieg gegen Hertha BSC II als Brustlöser, der fulminante 5:2-Erfolg gegen Rot-Weiß Erfurt als Euphoriebeschleuniger und nun ein 2:0-Arbeitssieg beim FC Oberlausitz zum Durchatmen. So schnell – zumindest nicht in den nächsten acht Tagen – fällt der VfB nicht mehr in die Gefahrenzone der Liga zurück. Angesichts dieser phänomenalen Entwicklung jubelte selbst der stets besonnene VfB-Coach Sven Köhler: „Ich freue mich riesig für die Mannschaft, dass sie den Sieg gegen Erfurt veredelt hat“, sagte er im Anschluss an die kräfteraubende Begegnung in der Oberlausitz.

Glücklicherweise haben die Vogtländer nun bis zum Gründonnerstag Zeit, wieder neue Kräfte zu sammeln. Denn noch ist der Klassenerhalt nicht sicher – trotz aller Euphorie. Was aber auch bei einem nüchternen Blick auf das Spiel in Neugersdorf klar wird: In der Mannschaft steckt Potenzial, wenn alle Spieler mindestens 100 Prozent ihres Leistungsvermögens abrufen. „Wir haben heute bewiesen, wie gut wir sein können“, sagte Marcin Sieber. „Leider haben wir dieses Potenzial nicht in jedem Spiel in dieser Saison abgerufen.“ Dann wäre wohl die Woche der Wahrheit, mit den neun Punkten in achten Tagen, nicht nötig geworden. Der VfB hätte schon mehr Punkte auf dem Konto. Doch sei‘s drum.

Beim FC Oberlausitz kam noch etwas Weiteres hinzu, dass zeigt, wie viel Spaß die Vogtländer derzeit auf dem grünen Rasen haben: zwei traumhaft schöne Tore. Nummer eins erzielte Marcel Schlosser. Diesmal war es nicht er, der das Tor für Vaclav Heger vorbereitete – wie noch am Mittwoch -, sondern im umgekehrter Reihenfolge. Eine lange Flanke von Heger klärten die Neugersdorfer direkt vor die Füße des Mittelfeldmotors. Sein feines Füßchen, der verdeckte Schuss und das Überraschungsmoment bescherte dem VfB mit diesem 22-Meter-Flachschuss-Hammer die 1:0-Führung (15.).

Noch mehr nötig? Na klar, dachte sich Marc-Philipp Zimmermann, der bereits zuvor eine dicke Chance liegen ließ. Doch er wartete auf den richtigen Zeitpunkt für das 2:0 und auf die ganz besondere Situation. Dreißig Meter vor dem FCO-Strafraum kam er an den Ball, ging ein paar Meter mehr oder minder ungestört – und sah, dass der Heim-Keeper zu weit vor seinem Kasten stand. Einfach mal ausprobieren – und schon lag der Ball mit einem feinen Heber im Netz. Ein Traumtor!

„Uns war klar, dass nach der Pause Neugersdorf nochmals Druck machen würde“, sagte Sven Köhler. Es kam so – aber auch die passende Antwort des VfB, der nach Marcin Siebers Verletzung wechseln und umstellen musste. Aber die Defensive stand. Sie ließ kaum Chancen zu. Die Belohnung: der Sieg und damit die nächsten drei Punkte. „Wir mussten bis zum Schluss zittern, auch weil wir unsere Konter nicht gut genug ausgespielt haben“, sagte Sven Köhler.

Das muss womöglich schon am Donnerstag besser werden. Dann kommt mit dem ZFC Meuselwitz ein unangenehmer Gegner ins VfB-Stadion. Die Thüringer haben nur zwei Punkte weniger als der VfB auf dem Konto – und dürften somit der nächste harte Brocken werden. Doch genug Selbstbewusstsein haben die Auerbacher mittlerweile gesammelt. Es kann also gern so weitergehen!

 

Statistik

Tore: 0:1 Schlosser (15.), 0:2 Zimmermann (35.).

Neugersdorf: Konecny – von Brezinski, Wolf/V, Vanek (22. Träger), Rosa – Petrick, Sisler/V – Knechtel (65. Perez Bravo), M. Schmidt, Moravec (46. Marek) – Djumo.

Auerbach: St. Schmidt – Heger, Müller, Sieber/V (46. Herold), Lietz – Kadric, Tarczal, Schlosser, Seb. Schmidt – Stock (70. Ctvrtnicek/V), Zimmermann/V (84. Wild).

Schiedsrichter: Wartmann (Großvargula).

Zuschauer: 189.