VfB Auerbach – FC Viktoria Berlin 1:0 (1:0)
Das Regionalliga-Team des VfB Auerbach hat sich und seinen Fans endgültig einen goldenen Herbst bereitet. Dank des dritten Siegs in Serie – zweimal in der Liga und im Pokal – haben sich die Vogtländer aus dem Tabellenkeller herausgearbeitet. “Wir haben uns Luft verschafft”, sagte Danny Wild nach dem 1:0-Erfolg gegen den FC Viktoria Berlin. “Aber die Luft bleibt natürlich diese Saison aufgrund der hohen Ausgeglichenheit der Liga weiter dünn”, fügte er an. Und damit hat er recht: Durch das Aufrüstwettrennen in der Regionalliga bleibt es wohl bis zum Ende der Saison höchst spannend.
Daher ist wohl auch jeder Punktgewinn umso wichtiger. Ein Sieg wie gegen die hoch gehandelten Berliner umso mehr. Denn fraglos waren die Gäste am Freitagabend unter Auerbacher Flutlicht die spielerisch bessere Mannschaft. “Wir hatten 80 Prozent Ballbesitz”, sagte Gäste-Trainer Jörg Goslar. Aber wie es die deutsche Nationalmannschaft und Bayern München zuletzt so oft schmerzlich miterleben musste: Allein der Ballbesitz garantiert noch keine Erfolg. Jüngstes Beispiel war der VfB-Erfolg. Denn statt auf Dominanz im eigenen Stadion aus zu sein, setzte der VfB auf Konterfußball. Schnelles, geradliniges Spiel nach vorn – und hinten konzentriert arbeiten. Das war die Marschroute, die sich im Laufe des Spiels ergab. Der VfB musste zwangsläufig so spielen, denn die Gäste brachten nicht nur eine hochkarätige Mannschaft mit ins Vogtland, sondern auch eine Spielweise, die nichts anderes zuließ. “Sicherlich hatten wir uns die Anfangsphase etwas anders vorgestellt. Wir konnten nicht so dominieren, wie wir uns das gewünscht hätten”, sagte VfB-Coach Sven Köhler. Allerdings war diesmal auf die Defensive Verlass. Die stand solide, ließ die Viktoria zwar von Zeit zu Zeit in die Gefahrenzone kommen, doch all die höherklassige Erfahrung der Gäste spiegelte sich nicht in Torchancen wider.
Und so lag es in der Natur der Sache, dass der VfB als Außenseiter konterte – und damit sogar ähnlich gefährlich war wie die Berliner. In einer Szene sogar noch gefährlich, nämlich erfolgreich-gefährlich. Ein genialer Moment von Marcel Schlosser bescherte dem VfB den entscheidenden Konter. Marc-Philipp Zimmermann lief der aufgerückten Gäste-Defensive davon. Er hatte das Auge, bediente Danny Wild, der wiederum die Ruhe hatte, den Stephan Flauder im Gäste-Kasten auszugucken und den Ball im Netz zu versenken. Ein lehrbuchmäßiger Konter, die auch die erfahrenen Berliner Profis nicht besser hätten ausspielen können. “Das Tor war schon gut herausgespielt”, merkte VfB-Coach Sven Köhler deshalb auch an, als sein Gegenüber den Auerbachern die limitierten Mittel zum Vorwurf machte.
Aber Goslars Aussage mag wohl auch dem Frust geschuldet gewesen zu sein, dass sein Team es in der zweiten Halbzeit trotz optischer Überlegenheit nicht gelang, die Auerbacher Abwehr auseinanderzuspielen oder einfach mal ein Tor zu schießen. Chancen hatte Berlin durchaus. Allerdings auch der VfB. “Wir hätten unsere Konter etwas besser ausspielen müssen”, sagte Danny Wild. Denn wenn beim VfB auf dem schweren Boden in dem ein oder anderen schnellen Gegenzug mehr Präzision drin gewesen wäre, der Treffer zum 2:0 wäre möglich gewesen. Aber auch so: Dass die Chancen von Marc-Philipp Zimmermann und Vaclav Heger nicht zum Tor führten, grenzten beinahe an ein Ding der Unmöglichkeit. So schaffte Heger es nicht, den Ball aus fünf Metern über die Linie zu drücken. “Ich weiß auch nicht, weshalb mir das nicht gelungen ist”, sagte er – fassungslos und etwas verärgert.
Doch freuen durfte auch er sich: Denn Auerbach brachte den Sieg über die Runden. Die Berliner Brechstange in den letzten Minuten brachte nur viel Aufregung – und eine Rote Karte für Berlin. Mehr nicht. Wo der Gäste-Coach Unfairness bei Auerbach sah – die Vogtländer hatten immerhin keine Rote wegen einer Tätlichkeit gesehen, sondern die Gäste -, bleibt wohl sein Geheimnis. Dass es hektisch bei einem so engen Spiel zur Sache ging, bleibt wohl nicht aus. Doch sei’s drum. Der VfB jubelte trotzdem. Damit siegte das leidenschaftlichere Kollektiv über die individuelle Klasse.
Viel Zeit und Grund zum Luftholen hat der VfB nicht. Am Samstag spielen die Vogtländer beim starken Aufsteiger Bischofswerdaer FV. Anstoß ist 13.30 Uhr.
Statistik
Tor: 1:0 Wild (38.).
Auerbach: St. Schmidt – Heger, Sieber, P. Müller, Stock/V – Herold – Wild (90. Shoshi), Kadric, Schlosser (84. Löser) – Mielke (69. Seb. Schmidt), Zimmermann. – Trainer: Köhler.
Berlin: Flauder – Scheidl (73. Junge-Abiol), Menz/V, Hoffmann, Schikora – Röcker, Kaiser (61. Gayret) – Kapp (77. Gunte), Gjasula, Sliskovic – Scharkowski. – Trainer: Goslar.
Schiedsrichter: Greif (Gotha)
Zuschauer: 545.
Rote Karte: Sliskovic (Berlin/Tätlichkeit/90.).