Wer wissen will, worauf sich die VfB-Fans besonders freuen dürfen, der sollte auf Youtube das letzte Saisonspiel des FC Paeek Kyrenia anschauen. Im letzten Spiel der vergangenen Saison in der zweiten zypriotischen Liga ging es um alles oder nichts: Drinbleiben oder aufsteigen. Bis zur 93. Minute lag Paeek noch 1:2 zurück, doch dann wuchtete der beste und treffsicherste Paeek-Stürmer in jener Saison den Ball über die Linie. Ein Tor, ein unbändiger Jubel, der Aufstieg – und da war dem Torschützen auch egal, dass er für seinen Torjubel vom Schiedsrichter die Rote Karte sah. Nur was hat das alles mit dem VfB Auerbach zu tun? Ganz klar: Der Stürmer, der die Träume des Klubs aus dem türkischen Teil der Insel erfüllte, stürmt von nun an für Auerbach. Der VfB Auerbach hat Michail Fragkos unter Vertrag genommen.
Der 31-jährige Grieche wird allerdings am Sonntag gegen Hertha BSC II (13 Uhr) noch nicht auf dem Feld stehen, weil er eben jene Sperre für die Rote Karten auf Zypern noch absitzen muss. „Das ist natürlich schade“, sagt er bei seinem ersten offiziellen Gespräch als VfB-Spieler. „Gerade ein Heimspiel hätte ich gern erlebt.“ Doch so muss er auf der Tribüne sitzen und die Daumen drücken. Zumindest kann er dort schon einmal das Umfeld und die VfB-Fans näher kennenlernen. Sein erster Eindruck: „Auerbach ist eine wunderschöne, typisch deutsche Kleinstadt“, sagt Fragkos, für den es das erste Engagement außerhalb Griechenlands und Zyperns ist. „So eine Trainingsanlage wie in Auerbach haben in Griechenland nur die Top-Vereine“, sagt er, der in seinem Heimatland in der ersten und zweiten Liga gespielt hat. In Auerbach habe man gute Voraussetzungen für Erfolg.
Und den will er mit dem VfB haben – auch trotz des schlechten Saisonstarts. „Die Meisterschaft geht noch lange“, sagt er. „Es sind noch so viele Spiele. Und wer sich die Tabelle anschaut, der sieht, das mathematisch alles noch möglich ist. Aber sicherlich wird es eine Herkulesaufgabe. Ich bin aber von der Qualität der Mannschaft überzeugt“, sagt Fragkos, der mitsamt Frau Christina und Sohn Konstadinos ins Vogtland gezogen ist. Für das Ehepaar sucht der VfB derzeit noch eine Arbeitsstelle. „Es ist wichtig, dass meine Familie mit dabei ist. Sie bringt mir Energie und das Lächeln meiner Frau und meines Sohnes lädt meine Batterien wieder auf.
Wenn Fragkos vom VfB-Team spricht, dann natürlich auch über seinen neuen Sturmpartner Marc-Philipp Zimmermann. Der VfB hofft nun, ein Duo mit Torriecher zu haben. „Marc-Philipps Qualität habe ich gleich im ersten Training bemerkt. Für uns geht es darum, in jedem Training uns noch besser zu verstehen – und uns zu einem Duo zu entwickeln.“ Die sprachliche Hürde wird Fragkos auch bald nehmen, ist man sich in Auerbach sicher. „Wir bedanken uns schon einmal bei Jannis Karageorgos für die Übersetzung und die Unterstützung bei den Formalitäten des Umzugs“, sagt VfB-Manager Volkhardt Kramer, der sich ebenfalls um viele Details gekümmert hat, weshalb Fragkos sagt: „Ich stehe mindestens mit einem Bein auch für ihn mit auf dem Platz. Einen so wunderbaren, warmherzigen und gastfreundlichen Menschen habe ich im Fußball noch nicht erlebt.“
Und das will er nun zurückzahlen – gemeinsam mit einem weiteren Griechen im VfB-Kader. Denn einen weiteren Vorteil hat im Rückblick die Verpflichtung von Sempastiano Giaouplari, der vor einer Woche in Auerbach unterschrieben hat. „Es ist schön, dass wir uns auch mal zu zweit auf Griechisch unterhalten können“, sagt Fragkos. Und auf dem Platz wird sowieso nur eine Sprache gesprochen: Fußball.
Davon ist auch VfB-Coach Sven Köhler überzeugt. „Natürlich lebt alles auch von der Sprache, aber das Entscheidende ist, dass wir die Hoffnung haben, dass uns beide weiterhelfen. Sie haben im Training einen guten Eindruck hinterlassen.“ So soll Giaouplari die Defensive stabilisieren – und Fragkos in der Offensive für neuen Wirbel sorgen. „Wenn sie das bestätigen, was sie im Training gezeigt haben, dann sind sie eine Verstärkung“, sagt Köhler. Noch ist zudem nicht auszuschließen, dass Auerbach noch einen weiteren Spieler unter Vertrag nimmt. Möglich ist dies allerdings nur, weil die Spieler bislang noch vertragslos sind.
Wie eben Michail Fragkos, der noch einen Wunsch an Auerbach hat: Wenn er ein Tor schießt, dann soll der Sirtaki im Stadion erklingen.