Volkhardt, eine Woche nach dem 0:5 in Babelsberg. Inwiefern trübt diese Klatsche die Hinrunden-Bilanz?
Klar, hätten wir den ein oder anderen Punkt mehr auf dem Konto. Aber: Vorige Saison hatten wir zum selben Zeitpunkt zwei Punkte weniger bei einem ähnlichen Torverhältnis. Es ist deckungsgleich. Das Erwartete ist eingetreten, nicht das Erhoffte. Auch wenn wir es schon oft gesagt haben: Im Vergleich zu Vorjahr haben wir vier Spieler verloren, nur einer ist dazugekommen. Da war uns klar, dass es gefährlich werden könnte. Die Konstellation in der Liga verschärft die Situation.
Alle liegen ganz eng zusammen. Wie geht der VfB damit um?
Genau. Es liegen viele Klubs nur wenige Punkte auseinander. Auch Rathenow ist nicht absolut abgeschlagen. Mit zwei, drei Siegen sind sie dran. Da sind wir nicht blauäugig.
Nochmals zurück zum 0:5 in Babelsberg. Wie kam es aus deiner Sicht dazu?
Wenn bei unserem ohnehin kleinen Kader es noch zu Ausfällen kommt – und darunter Thomas Stock ist, dann ist das schwerwiegend. Thomas ist derzeit der Spieler, der mit Wucht und Kraft nach vorne für Gefahr sorgt. Auf der rechten Seiten haben mit Danny Wild und Felix Kunert gleich beide Optionen gefehlt. Damit hat uns die Balance gefehlt – und so trat das ein, was zu befürchten war.
Allerdings hätten es nicht fünf Gegentore sein müssen!
Natürlich nicht. Wir wollen das Spiel nicht schönreden. Mit welchen individuellen Fehlern wir die letzten beiden Spielen unsere Gegentore kassiert haben, ist unglaublich. Allerdings bleibe ich auch dabei: Wenn wir statt des 0:2 gegen Lok das 1:1 machen, dann läuft alles ganz anders. Wir hatten – auch nach objektiver Ansicht – vier Höchstkaräter. Und auf der anderen Seite kriegen wir es mit voller Wucht zurück. Dass wir für die individuellen Fehler so bestraft werden, verschärft alles. Aber die letzten Spiele haben eine gewisse Ernüchterung gebracht.
Inwiefern?
Dass wir angehalten sind, etwas im Kader zu tun. Alles andere wäre leichtfertig, wenn wir die Regionalliga halten wollen.
Gibt es schon Ideen?
Ja. Zunächst eine gute Nachricht: Daniel Tarczal hat sein Abschlussuntersuchung durchgeführt und der Arzt hat ihm eine 100-prozentige Belastbarkeit für Regionalliga-Fußball bescheinigt. Wir hoffen, dass er uns die Leistungsstütze wie im Vorjahr sein kann. Er kann uns durch die Organisation des Defensivbereichs helfen, aber ganz vorne schießen wir zu wenig Tore. Da schauen wir, was wir hinbekommen können. Das machen wir aber mit dem Blickwinkel auf das, was wir als VfB Auerbach leisten können. Wir sind finanziell auf Kante genäht – und der Kader ist so aufgestellt, wie es uns möglich war.
Was bedeutet das konkret?
Wenn wir unseren Kader verändern wollen, können wir ihn nicht nur allein durch Zugänge tun. Veränderungen im Kader heißen also: Abgänge und Zugänge. Natürlich haben wir bereits Anfangen von anderen Vereinen, die Interesse an Spielern haben, die bei uns nicht viel gespielt haben.
Ein Nachbarverein hat vor der Saison den Etat um 600.000 Euro erhöht, ohne wirklich zu wissen, wie die Summe zu refinanzieren ist. Nun gibt es einen Hilferuf. Ruft auch der VfB?
Ich will das nicht bewerten. Wie ich bereits gesagt habe: Wir sind auf Kante genäht. Sobald es an einer Einnahmequelle zwickt, fehlt das Geld natürlich. Wir leben von der Hand im Mund. Der aktuelle Etat strengt uns jedes Jahr an. Vielleicht helfen auch uns Zusatzspiele, Kleinstinvestoren oder Mitgliederumlagen weiter. Grundsätzlich schauen auch wir uns danach um, wie wir uns besser finanzieren können. Wir gucken uns um, wo wir eine weitere Einnahme erzielen können und wo wir uns als Verein besser als Partner positionieren können.
Auf der VfB-Facebook-Seite gab es die Diskussion, den Eintrittspreis zu erhöhen. Wäre das ein Ansatz?
Das ist nicht nur einer, sondern mehrere sind auf uns zugekommen. Vor allem Rentner waren da, die gesagt haben: Wir haben ein gesichertes Einkommen. Warum kommen wir vergünstigt ins Stadion? Wir freuen uns darüber, dass sich viele Gedanken darüber machen. Wir schauen uns alles an – weil es ja nicht nur um die Finanzierung der Regionalliga-Mannschaft, sondern des Gesamtvereins geht.
15 Mannschaft, zudem keine Förderung über das Nachwuchsleistungszentrumssystem. Der VfB steht für Leistungssport, aber auch Breitensport. Ist die Finanzierung des gesamten Vereins VfB Auerbach gesichert?
Ja. Wir haben 400 Mitglieder. Unabhängig vom Regionalliga-Team muss immer alles überprüft werden. Dazu gehören auch die Mitgliedsbeträge. Aber das sind bislang alles nur Ideen.
Zurück in die Regionalliga: Inwiefern spielen die sportlichen Leistungen des Aushängeschilds eine Rolle? Noch stehen wir ja über dem Strich. Es ist doch nicht alles im Moment problematisch, oder?
Trotz der schweren sportlichen letzten Wochen muss man sagen: Die 19 Punkte haben wir in einem harten Wettkampf geholt. Wir haben Erfolge erzielt. Wer allerdings jetzt auch Meinungen: Wir gehen auch in die Rückrunde mit denselben Kader. Bei aller Wertschätzung für den Kader muss ich dem aber ehrlich entgegnen: Wir brauchen bei diesem engen Konkurrenzkampf Verstärkungen.
Zumal es viele Absteiger geben kann!
Zu glauben, es wird aus der Regionalliga nur einen Absteiger geben, wäre vermessen. Und selbst wenn: Leichtfertig davon auszugehen, dass wir das schon nicht sind, wäre zu arrogant. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, aber es könnte bis zu fünf Absteiger aus der Regionalliga geben. Das kommt auf die Zahl der Absteiger aus der 3. Liga an. Wenn Zwickau nun schon von einem geplanten Rückzug in die Regionalliga spricht, weiß du, wie alles laufen kann. Die Gefahr, dass zumindest ein Drittligist absteigt, ist riesig groß.
Mit wie vielen Absteigern aus der Regionalliga rechnet der VfB?
Ich mache die Rechnung immer mit drei Absteigern. Dazu gehört dann auch die Tatsache: Alle Teams, die mit uns punktmäßig auf einer Ebene stehen, werden sich im Winter überlegen, was sie tun. Darunter sind viele, die ganz anders aufgestellt sind als der VfB Auerbach. Wir stemmen mit 500.000 Euro stemmen wir alles für unsere 15 Teams und Leistungen in den drei Stadien. Da steckt alles drin. Das ist nicht so wie bei anderen, die die Nebenfinanzierung durch Sponsoren nicht angeben. Deshalb gibt es auch keine zweigeteilte Liga, sondern nur zwei, drei Teams, die ähnlich aufgestellt sind wie wir. Aber: Wir wollen nicht jammern. Wir spielen freiwillig in der Regionalliga, es hat uns keiner dazu gezwungen. Und wenn im Umfeld einige sagen: Es ist schön so – und er oder sie Ideen oder einen Euro über, dann ist das gern gesehen.
Zurück zum Sportlichen: Wie ist die Stimmung im Team nach der Niederlage in Babelsberg? Wie geht das Team damit um?
Am Montagabend war die Mannschaft in der neuen Kegelbahn. Da war dann Zeit, das Spiel auszuwerten und darüber zu reden. Dem Trainer gelingt es, das Spiel auszuwerten und die Fehler anzusprechen, ohne jemanden an den Pranger zu stellen. Alle arbeiten weiter. Es ist daher eine angenehme, erfolgsorientierte Atmosphäre. Keiner trauert über die zwei verschossenen Spiele. Wir brauchen aber jetzt auch mal wieder ein Erfolgserlebnis. Die Stürmer müssen treffen und die Abwehr auch mal wieder das Gefühl bekommen, ein Spiel zu Null zu spielen.
Wie fährt das Team am Sonntag, 13.30 Uhr, zum Spiel beim BFC Dynamo? Mit welchem Ziel?
Wir fahren mit einer Anspannung, aber nicht mit einem Druck von außen. Die Mannschaft hat eine solide und sachliche Einschätzung zu ihrem Leistungsvermögen im Hinterkopf. Sven Köhler hat dem Team aufgezeigt, was sie drauf hat und wie es funktionieren kann. Wir fahren auch nach Berlin mit dem Wissen, dass wir mithalten können.
Gibt es schon Prognosen zum Erfurt-Spiel in einer Woche?
Wir müssen die Großwetterlage beobachten. Im Moment kann man keine Prognosen abgeben. Wir wollen spielen. Ob es geht, werden wir nächste Woche sehen.