Der VfB Auerbach bleibt in der laufenden Saison noch ungeschlagen. Allerdings standen die Chancen auf einen ersten Ausrutscher in dieser Saison am Sonntagmittag auch nicht hoch, denn die Vogtländer traten beim SV Naunhof in der zweiten Runde des Sachsenpokals an. Beim Sachsenklasse-Vertreter bestand zwar eine gewisse Stolpergefahr, doch das mit Selbstbewusstsein gespickte Auerbacher Team ließ nichts anbrennen und siegte souverän mit 7:0 (5:0). „Wenn ich ehrlich bin, haben wir es uns etwas schwieriger vorgestellt als es dann geworden ist“, war selbst VfB-Coach Sven Köhler mit dem günstigen Spielverlauf und dem ungefährdeten Einzug in die nächste Pokalrunde überrascht.
Wenn es allerdings einen Grund für den souveränen Auftritt der Vogtländer gibt, dann ist dies auf den optimalen Matchverlauf zurückzuführen. Denn im Pokal hofft der Außenseiter stets darauf, möglichst lang die Null zu halten und dann den Favoriten nervös werden zu lassen. Davon war in Naunhof keine Spur – auch weil Tim Kaiser schon nach zwei Minuten zur Führung für die Gäste traf. Als dann auch noch Ben Collin Weigel zehn Minuten später den zweiten Auerbacher Treffer nachlegte, war die Partie im Grunde genommen entschieden. „Der Spielverlauf war optimal. Wir haben konzentriert begonnen und haben durch die frühe Führung auch viele weitere Chancen gehabt“, berichtet Köhler, der von einer „sehr, sehr guten ersten Halbzeit“ seines Teams sprach. „Mit dem zweiten und dritten Treffer, die beide noch recht früh gefallen sind, macht es etwas mit dem Gegner“, sprach er den dritten VfB-Treffer durch Charlie Spranger an. Nach einer knappen Viertelstunde war das Spiel im Grunde genommen gelaufen, denn während ein 2:0 mit viel Pech vielleicht noch einmal in Gefahr hätte geraten können, war eine Drei-Tore-Führung dann doch zu viel für die Gastgeber. „Der Glaube beim Gegner, das Spiel noch einmal zu drehen, war damit weg.“ Spranger bestätigte im Anschluss daran noch seine gute Form und Treffsicherheit und legte zwei weitere Treffer zum Hattrick nach.
Der 5:0-Pausenstand sprach eine so deutliche Sprache, dass Auerbach es sich leisten konnte, nach dem Seitenwechsel ein wenig das Tempo rauszunehmen. „Wie es so oft bei einer so klaren Führung der Fall ist, hat uns etwas die Cleverness und Klugheit gefehlt, es noch ein bisschen deutlicher zu gestalten“, mahnte Köhler eine eher schwächere, aber dennoch souveräne zweite Halbzeit an. „Das ist alles Meckerei auf hohem Niveau. Ich bin über die erste Halbzeit zufrieden – mit der zweiten Halbzeit nicht so ganz. Da hat uns die Klarheit gefehlt.“ Felix Hache und Cedric Graf legten noch zwei weitere Treffer nach – und damit steht Auerbach in Runde 3.
Bevor es im Pokal weitergeht, wartet aber der harte Liga-Alltag in der Oberliga. Mit dem Auswärtsspiel in Halberstadt kommt auf die Auerbacher nun der erste große Härtetest nach dem guten Saisonstart zu.
Der VfB Auerbach hat nochmals auf dem Transfermarkt zugeschlagen – und freut sich über einen Rückkehrer. Mit Amer Kadric schließt sich ein „verlorener Sohn“ wieder den Vogtländern an. Kadric spielte bereits von 2017 bis 2020 in der Regionalliga in Auerbach, wechselte anschließend zum ZFC Meuselwitz. Nun kehrt er nach 122 Regionalliga-Spielen in Meuselwitz (10 Tore) nach Auerbach zurück. „Menschlich und sportlich ist er ein Gewinn“, freut sich Uwe Kramer, der sportliche Leiter des VfB, über die Vertragsunterzeichnung des 29-Jährigen. Dass Kadric überhaupt nach Auerbach in die Oberliga zurückkehrt, hätte nicht nur sportliche Gründe, sondern auch persönliche. „Amer ist jetzt fast 30 Jahre alt. Er erhält bei uns eine berufliche Perspektive“, erklärt Kramer, der auch weiß, dass Kadric in Auerbach in ein Wohlfühl-Umfeld zurückkehrt: „Er hat sich bei uns immer sehr wohlgefühlt – und zieht auch mit seiner Frau wieder nach Auerbach.“ Genau dieses Gesamtpaket machte die Verpflichtung des früheren Drittliga-Spielers möglich: „Er passt perfekt in unser Teamgefüge.“
Rein sportlich will der Offensivspieler die Freude am Fußball wiederentdecken. „Amer hat schon jetzt gezeigt, dass er alles mit Herz und Leidenschaft macht“, sagt Kramer, der ihn als wichtigen Baustein im Team sieht. Denn Kadric gehört mit Fast-30 nun schon zu den Routiniers. „Zusammen mit Ondrej Brejcha und Aleksandrs Guzlajevs soll er den jungen Spielern helfen und sie führen. Amer ist auch kommunikativ auf dem Platz – und kann die Mannschaft mental stärken.“ Gerade auf das Zusammenspiel zwischen Brejcha und Kadric freut sich Kramer: „Die Chemie hat zwischen beiden sofort gestimmt. Jetzt müssen wir noch fußballerisch zusammenfinden.“
Und die Kadric-Rückkehr ist nicht die einzige erfreuliche Nachricht: Eine weitere konnte der VfB einige Tage zuvor präsentieren, als sich der VfB mit dem VFC Plauen über eine Ausleihe von Charlie Spranger verständigte. Der Offensivspieler ist genau der Spielertyp, den der VfB noch gesucht hatte. „Er ist nicht erst seit dieser Saison in unserem Blickfeld“, gesteht Kramer, der froh ist, dass die Leihe nun möglich geworden ist. Der Dank gilt dabei vor allem den beiden Vereinsvorsitzenden Thomas Fritzlar (VFC) und Ronny Kadelke, die ihr ohnehin gutes Verhältnis dazu nutzten, im Sinne aller die Entscheidung der Leihe zu treffen. Rein sportlich hilft Spranger dem VfB weiter, ist sich Kramer sicher: „Er hat ein unglaubliches Potenzial, ist ehrgeizig, schnell und topfit. Er passt auch vom Alter her perfekt in unser Team“, sagt er über den 21-Jährigen, der in der vergangenen Oberliga-Saison in 19 Spielen fünf Tore erzielte.
Mit Spranger schließt sich auch ein Kreis, der in diesem Jahr im VfB-Kader auffällig ist: Bereits Sprangers Vater Arnd spielte für den VfB – genau wie die Väter von Noah Wächtler und Dario Tomoski. Insofern könnte es zu einem Treffen der vorherigen Generationen auf der Tribüne der Arena zur Vogtlandweide kommen, während die Söhne auf dem Feld in der Oberliga darum kämpfen, dass der VfB oben mitspielen kann.
Allerdings sind Tomoski und Wächtler derzeit verletzt – genau wie Pascal Schardt, der am Knie operiert werden muss. „Wie lange er ausfällt, ist derzeit nicht absehbar“, fürchtet Kramer einen längeren Ausfall. Auch bei Veit Kramer und Marvin Todt ist ungewiss, wie es nach der langen Verletzungspause weitergeht. Genauso ist unklar, wie lange die Verletzung von Felix Hache noch dauert. Gut möglich also, dass der VfB noch einmal auf dem Transfermarkt reagieren muss.
Als bei der Präsentation des neuen Oberliga-Teams des VfB Auerbach die dunklen Wolken über der Arena zur Vogtlandweide aufzogen, hatten die VfB-Verantwortlichen die Hoffnung, dass es sich dabei nicht um ein Bild mit Symbolcharakter handelt. Denn ein Gewitter soll möglichst aus Auerbach über die Oberliga niedergehen als ein Unwetter über dem VfB. Allerdings muss man kein Experte (oder Meteorologe) sein, um eine Prognose abzugeben: Die neue Saison in der Oberliga dürfte beim VfB ähnlich wechselhaft sein als der Sommer in diesem Jahr.
Der Grund dafür liegt darin, was der vogtländische Oberligist präsentierte: Die Mannschaft befindet sich in einem mittelschweren Umbruch. Sieben Spieler – teils mit langjähriger Erfahrung und vor allem einer hohen Torquote – verließen den Verein im Sommer, sieben neue holte der VfB bislang. Dass es sich dabei um fast ausschließlich nur junge Spieler handelt, die vor ihrem ersten Männerjahr stehen, wird die Aufgabe von Trainer Sven Köhler nicht einfacher machen. Die Feststellung, dass es sich wieder um ein junges VfB-Team handelt, stimme schon so, sagt auch Uwe Kramer, der sportliche Leiter. Allerdings fügt er an: „Die Spieler, die schon in der letzten Saison im Kader standen, sind ein Jahr erfahrener geworden. Wir bauen darauf, dass sie den nächsten Schritt gemacht haben.“
Auch befinden sich unter den Neuen – zu den sieben externen Neuzugängen kommen auch noch A-Junioren aus dem eigenen Verein dazu – auch Spieler mit einer gewissen Erfahrung – und sogar ein früherer Erstliga-Spieler. Berat Mert ist zwar auch erst 19 Jahre alt, hat aber bereits in der türkischen Süperlig gespielt. Für seinen Heimatverein Malatyaspor spielte er dreimal in der höchsten türkischen Liga. Seit nicht einmal einem Jahr ist er in Deutschland und trainiert schon seit einigen Monaten in Auerbach mit. Er soll das zentrale Mittelfeld stabilisieren. „Er ist ein guter Junge“, sagte Steve Renger, der VfB-Co-Trainer, der den Mittelfeldspieler nach Auerbach geholt hatte. Ebenfalls bereits über Oberliga-Erfahrung verfügt Julian Mellem, der vom SC Freital ins Vogtland wechselt. In der vergangenen Saison spielte er 14 Mal für den SC in der Oberliga, traf einmal und soll nun in Auerbach auf Torejagd gehen. Ben Collin Weigel von Handwerk Rabenstein folgt den Weg von Tim Kaiser. Der offensive Mittelfeldspieler kommt mit der Empfehlung von 15 Toren in 53 Sachsenliga-Spielen zum VfB.
Ansonsten setzt der VfB seinen Weg fort, auf junge Spieler aus den Nachwuchsleistungszentren zu setzen, die dann den Sprung in den Männerbereich schaffen sollten. Mathis Fritz Frohberg kommt vom 1.FC Magdeburg II, Noah Wächtler und Stanley Birke und Dario Tomoski vom Chemnitzer FC. Gerade die letzten beiden setzen eine Tradition fort: Schon ihre Väter Tino Wächtler und Borislav Tomoski spielten bereits für den VfB, nun sollen ihre Söhne für Erfolge in Auerbach sorgen. Birke verstärkt das Auerbacher Torhüterteam und soll für Konkurrenzkampf im Trio sorgen. Der 19-Jährige, der aktuell noch verletzt pausieren muss, kommt schon mit einer großen Portion Selbstvertrauen ins Vogtland: „Wir wollen aufsteigen“, sagte er bei der Präsentation.
Eine hohe Verantwortung liegt aufgrund des jungen Kaders deshalb auf dem Trainer. Sven Köhler muss erneut eine Mannschaft formen, junge Spieler an die Oberliga heranführen. „Es kribbelt immer vor einer Vorbereitung“, freut sich der erfahrene Coach auf diese Herausforderung. „Natürlich wünschst du dir als Trainer, dass eine Mannschaft zusammenbleibt. Aber wenn sich Spieler gut entwickeln, dann schauen Viertligisten schon auf dich.“ Deshalb müsse der Auerbacher Weg fortgesetzt werden. „Unser Weg geht vorwiegend über junge Spieler. Das Gute ist daran: Es ist immer Entwicklungspotenzial vorhanden – man weiß nur nie, wie es ausgeht. Die Schwierigkeit ist, dass die Leistungsschwankungen groß sind.“ Ein Problem der Vergangenheit, das es wohl auch in der neuen Saison geben wird.
Der VfB muss zu Beginn nach Bischofswerda, danach folgt ein Heimspiel gegen Wernigerode. Köhler sieht darin kein Problem. „Alle Mannschaften der Liga sind schwer zu bespielen – natürlich auch die beiden zum Liga-Start. Aber wenn wir es selbst gut gemacht haben, dann ist immer die Chance sehr gut, dass wir gewinnen.“ Wo der VfB steht, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen. Die ersten beiden Testspiele nach drei gemeinsamen Trainingstagen gaben noch keine endgültige Bewertungsgrundlage: So verlor der VfB gegen den Bayernligisten SpVgg Bayern Hof am Samstag mit 2:5, gewann in Erlbach mit 6:1, wo allein Cedric Graf viermal traf. Der nächste Test ist dann gleich ein Derby: Am Mittwoch, 18 Uhr, empfängt der VfB den Chemnitzer FC.